108 Stufen – rauf und runter!

108 Stufen – rauf und runter!

Ich bin wieder zu Hause (damit meine ich das Haus meiner Gasteltern)! Es ist schön, wieder im eigenen Bett schlafen zu können und sich das Bad nicht mehr teilen zu müssen. Der Urlaub war wunderschön und ich habe ihn sehr genossen. Meine Gastfamilie hatte ein Haus am Smith Mountain Lake gebucht – mit Zugang zum Wasser und eigenen Bootsanleger. Das Haus war groß mit fünf Schlafzimmern und vier Badezimmern. Ich konnte daher ein eigenes Zimmer beziehen. Es war klein aber fein und ich habe es sehr gemocht. Wir haben die Räume so verteilt, dass der Keller Kinderzone und das Obergeschoss Erwachsenenzone war. Eine sehr schöne Idee, wie ich fand.

Wir sind am Samstag losgefahren – mit zwei Autos! Also wir sind damals zu siebt in einem Auto nach Frankreich gefahren. Aber die Zeit, wo sowas noch möglich war, ist wohl vorüber. Mir hat die Fahrt sehr gefallen, da die Landschaft sehr schön war. Unterwegs haben wir dann für Lunch angehalten. Fand ich ehrlich gesagt etwas unnötig, da es schließlich nur eine vier Stunden Fahrt war. Ich bin von meiner Familie gewöhnt, durchzufahren. So sind wir dann kurz nach drei am Lake House angekommen. Als erstes ging es an die Zimmerverteilung und ans Ausladen der Autos. Nachdem das dann erledigt war, ging es runter zum See. Der See ist riesig, aber auch sehr verwinkelt. Ihr könnt ihn ja mal googlen. Dann seht ihr wie er aussieht. Wir konnten bloß einen Bruchteil einsehen und vom Haus konnte man ihn gar nicht einsehen, da Bäume die Sicht verdeckt haben. „Runter zum See“ klingt so einfach, aber in Wirklichkeit mussten wir erstmal 108 Stufen hinabsteigen – die Kinder haben gezählt. Hinab ist immerhin besser als rauf. Wir hatten nicht nur einen Bootsanleger, sonder auch einen kleinen Sandstrand. Über den hat sich am meisten Claire gefreut, die nicht müde wurde, dort zu spielen. Der Sand hatte eine goldene Farbe und hat gefunkelt, wenn die Sonne drauf schien.

Die Wassertemperatur war perfekt. Sie war nämlich richtig warm. Wärmer als ich von den Seen in Dutschland gewöhnt war. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich haben die hier wochenlang Temperaturen um 40 Grad Celcius herum. Da erwärmt sich auch so ein großer See ziemlich stark. Claire hat es geliebt, vom Anleger zu springen. Dabei hat sie unteranderem ganz viele Sprungtechniken erfunden – Seestern, Delphin, Schmetterling, Kanonenball, Bleistift und natürlich Free Jump. Ich bin auch vom Anleger gesprungen, hab aber nach einigen Sprüngen Kopfschmerzen bekommen. An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, dass ich es nicht mag, mit einer Schwimmweste zu schwimmen. Da kommt man ja kaum vom Fleck.

Den Sonntag haben wir mit Schwimmen, Springen und Faulenzen verbracht. An diesem Tag sind auch die Tante und die zwei Cousins angekommen. Hier wird wohl die halbe Familie eingeladen, wenn man ein Ferienhaus mietet. Der kleine Cousin war mir gegenüber richtig schüchtern, dabei kannte er mich eigentlich schon. Als seine Mutter und ich einmal in der Küche zusammen waren, hat er lieber den ganzen Weg durchs Wohnzimmer genommen, um zu seiner Mama zu gelangen, anstatt einfach kurz an mir vorbei zu laufen. 🙂 Ich glaub, sowas hab ich als Kind bestimmt auch gebracht.

Ab Montag hatten wir dann ein Boot, was mein Gastvater angemietet hatte. Somit konnten wir mehr vom See erkunden – und wir konnten wieder Tuben 🙂 Ella und ich waren das perfekte Team. Wir hätten Stunden damit zubringen können, auf der Matte hinterm Boot hergezogen zu werden. Es macht eifach so viel Spaß. Das fand Claire leider nicht. Ihr waren auf dem See die Wellen zu groß. Da blieb wenigstens mehr Tubing-Zeit für Ella und mich. Einmal bin ich auch mit der Tante „getubt“. Mehr Gewicht macht einfach so einen großen Unterschied. Man wird viel weiter zur Seite rausgetragen und es ist um einiges schwieriger, sich auf dem Ding zu halten. Wir haben uns dann auch prompt überschlagen und landeten im Wasser. Das war ein Akt, wieder auf das Ding rauf zu kommen.

Mein Gastmutter liebt bekanntlich ja Waterskiing und daher hatten wir uns natürlich auch Skier ausgeliehen. Zwei Paar – eins für die Kinder und das andere für die Erwachsenen. Meine Host Mum ist einfach nur so gut darin und sie benutzt immer nur einen Ski. Es sieht so einfach aus, wenn sie hinter dem Boot ihre Bahnen zieht und von einer Seite zur anderen Seite wechselt. Ella und einer der Cousins haben es auch versucht, aber sie haben es nicht aus dem Wasser geschafft. Ella hat aber auch nicht die Geduld, um so etwas zu lernen. Nach dem dritten Versuch hat sie abgebrochen und es seit dem nie wieder probiert. Was beim ersten Mal bei ihr nicht funktioniert, das ist dann doof und sie wird es ja angeblich nie lernen. Eigentlich schade. Sie hat mit ihrer Mutter nämlich die perfekte Trainerin.

Tja liebe Leute – nicht nur die Kinder haben es ausprobiert, sondern auch ich. Und ich habe es doch tatsächlich geschafft, beim dritten Versuch auf die Skier zu kommen. Ich habe vor Freude geschrien, so unglaublich hat sich das angefühlt. Beim ersten Mal bin ich nur direkt hinterm Boot geblieben und war damit beschäftigt, auf den Skiern zu bleiben. Bei den nächsten Malen habe ich es auch geschafft, zur Seite zu fahren. Dort ist das Wasser natürlich ruhiger und es ist viel leichter zu fahren. Wir hatten die perfekten Bedingungen – das Wasser war wie Glas. Es macht so viel Spaß und es ist ein unglaubliches Gefühl. Es geht aber auch mega auf die Unterarme und auf die Beine. Danach war es keine Freude, die 108 Stufen zum Haus hoch zu laufen. Trotzdem würde ich diese Erfahrung nicht missen wollen.

Am Dienstag ist die Tante mit ihren Söhnen dann wieder abgereist. Dafür kam die Großmutter, die auch in meiner ersten Woche zu Besuch war. Ich mag sie wirklich gerne und komme super mit ihr klar. Sie soll auch richtig gut Waterskiing können. Sie wollte es aber in ihrem Alter nicht mehr machen. Dafür konnte sie mir wertvolle Tipps geben.

Unser Urlaub wurde am Mittwoch von einem traurigen Ereignis erschüttert. Nur eine Meile von unserem Ferienhaus wurden am frühen Morgen zwei Journalisten vor laufender Kamera erschossen. Wir waren ziemlich geschockt und haben den halben Morgen deswegen im Haus verbracht bis der „Bad Guy“ weit weg war. Das fand ich wiederum ziemlich unnötig, da uns auf dem See sicherlich nichts passiert wäre. Der Täter wäre bstimmt nicht hinterm Busch hervor gesprungen und hätte uns niedergeschossen. Aber hier haben die Amerikaner wohl eine andere Denkweise. Später hat der Täter sich übrigens selber erschossen, nachdem die Polizei in eingekesselt hatte.

Am Freitag ist die Großmutter wieder nach Hause gefahren, stattdessen kam der Großvater mit seiner Frau zu Besuch. Wir haben dann eine letzte Bootstour unternommen. Der Opa ist soger auch „getubt“. Das war ziemlich lustig. Er ist auch nicht runtergeflogen, stattdessen konnte Ella sich nicht halten.

Gestern ging es dann wieder nach Hause. Auf dem Heimweg haben wir wieder fürs Mittagessen angehalten. Diesmal in Charlottesville. Die Stadt hat mir gefallen. Wir sind nach dem Essen nämlich noch ein bisschen durch die Innenstadt geschlendert. Ich war aber auch froh, als wir endlich wieder zu Hause waren. Diesmal haben die Kinder nicht geholfen, die Autos auszuräumen. Sie sind viel lieber sofort zu ihren Spielsachen geeilt. Abends sind wir dann in einem richtig guten mexikanischen Restaurant essen gegangen. Wie immer war es mal wieder viel zu viel Essen – aber guuuuuutes Essen.

Heute war ich wieder shoppen und habe viel zu viel Geld ausgegeben. Dafür bin ich jetzt für den Herbst gerüstet, der ja bald schon vor der Tür steht. Aber vorher werden zwei Brüder von mir vor meiner Tür stehen. Ich freue mich schon riesig, sie in ein paar Stunden wieder zu sehen. Dann können sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass ich nicht fett bin wie sie mir auf ihrer charmanten Art und Weise beim Skypen beigebracht haben. Ich hab euch auch lieb – Bruderherzen! 🙂

P.S.: Auf der Fahrt zum See sind wir durch eine Stadt namens „Bedford“ gekommen, in der ein D-Day Memorial steht. Ich habe mich gefragt, warum es ausgerechnet hier gebaut wurde, da die Stadt ziemlich klein ist. Meine Host Mum hat mir später erklärt, dass diese Stadt am D-Day die größten Verluste an jungen  Männern pro Einwohner hinnehmen musste.

P.S.S: Ich entschuldige mich, dass die Bilder von den Museenbesuchen noch nicht hochgeladen wurden. Ich habe es nicht vergessen und werde es diese Woche hoffentlich hinbekommen. Auch Bilder vom Urlaub werden noch hochgeladen.

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