Baustellen

Baustellen

Wenn ihr euch mal ganz schnell im Haus verstecken müsst, ich kenne das perfekte Versteck – aber dazu später mehr.

Ich hatte so viel im Kopf, was ich in diesem Beitrag schreiben wollte, aber jetzt ist wieder alles pfutsch. Vielleicht kommt es beim Schreiben wieder hoch – wie so oft. Erstmal, nein der Beitrag handelt nicht von der Screentime der Kinder. Ich weiß, das habe ich am Ende des letzten Beitrags geschrieben, aber in der Zwischenzeit ist so viel passiert, worüber ich berichten möchte.

Fangen wir doch mit dem Thema an, womit ich jeden Morgen konfrontiert werde … Baustellen. Mal ganz im Ernst, mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass die Stadtregierung sich gedacht hat: „Ach guck mal, die Mirjam muss jeden morgen den Dominion Drive fahren. Lass da mal alle Ausbesserungen, die vorgenommen werden müssen , auf einmal machen“. Ohne Witz, auf dieser Straße reiht sich eine Baustelle an die nächste. Es variiert jeden morgen zwischen drei und fünf Baustellen – auf einer Meile!!!. Ich kann aber nicht erkennen, was die da machen. Die Asphaltdecke ausbessern auf jeden Fall nicht. Du kommst dir vor, als wenn du auf einer Ruckelpiste unterwegs wärst. Auf Grund der ganzen Baustellen ist meistens nur ein Fahrstreifen befahrbar. Das ist immer ganz lustig, da da jedes mal ein Baustellenarbeiter mit einem Schild steht. Auf der einen Seite des Schildes steht „Stop“ und auf der anderen Seite „Slow“. Die Amerikaner sind wohl noch nicht darauf gekommen, dass Baustellenampeln eigentlich eine sehr nützliche Erfindung sind. Ich meine, dass würde ihnen zehn Arbeitskräfte mehr auf dieser Straße bringen. Aber wahrscheinlich bekämpfen sie so die Arbeitslosigkeit.

Heute war das letzte Mal, dass Claire ihr Fußballtraining hatte. Der Vater kam sogar extra die letzten zwanzig Minuten vorbei, um zu zuschauen. Ich war ziemlich perplex, als er auf einmal aufgetaucht ist. Es war nämlich eine Spontanentscheidung seinerseits und daher wusste ich davon nichts. Ich hatte eigentlich immer den Eindruck, dass Claire das Training wirklich mag. Aber heute hat sie mir im Auto erzählt, dass das nicht der Fall sei. Das Training letztes Jahr sei wohl besser gewesen. Es muss aber dazu gesagt werden, dass Claire in der Hinsicht „Mögen/Nicht mögen“ ziemlich lustig drauf ist. In der einen Woche liebt sie Brokkoli und in der nächsten verabscheut sie ihn. Diese Woche ist übrigens die „Verabscheuungs“-Woche (hatten Brokkoli zum Abendessen).

Eigentlich hätte Ella heute ein Playdate mit zwei ihrer Freundinnen gehabt (sie sind Zwillinge). Aber als ich mit ihr zu deren Haus rübergelaufen bin, war keiner zu Hause. Um ehrlich zu sein – ich mag die beiden Mädchen nicht besonders. Das sind die, die auch mal fies zu Ella sind. Die Eltern sind auch etwas seltsam. Ich meine, der Vater klärt lieber ein Playdate direkt mit Ella ab, als mit mir zu reden. Das ist ein erwachsener Mann, der zudem Obamas Sniper ist, sich aber nicht traut, mit einem 18-jährigen Mädchen aus Deutschland zu sprechen.

Gestern kam Ella auf die Idee, Verstecken zu spielen. Ich war als erstes mit Zählen dran. Die beiden Mädchen hatte ich schnell gefunden – Claire hat sich einfach hinter die Couch gekauert. Dann war Claire mit dem Suchen dran. Ella hat diese Runde nicht mitgespielt, da sie auf Toilette musste. Ich hatte mich im Schrank im Badezimmer versteckt. Claire hat gesucht und gesucht, mich aber nicht gefunden. Wahrscheinlich unteranderem, weil Ella sie ständig auf falsche Fährten geschickt hatte (sie wusste schließlich wo ich war). Als dann endlich die Tür des Schranks aufging, machte ich ein lautes „Buh“, um Claire zu erschrecken. Es war aber nicht Claire, sondern Ella, die mir sagen wollte, wo sie Claire hingeschickt hatte, um mich zu suchen. Als sie die Tür wieder zumachte, meinte sie noch, dass ich das Erschrecken bei Claire lieber sein lassen sollte. Ich sollte stattdessen „Butterfly“ sagen und Flügelbewegungen mit meinen Armen imitieren. Gesagt, getan. Das nächste Mal als sich die Tür öffnete, sagte ich liebreizend „Butterfly“ und schlug mit den Armen ………… Claire hat sich mehr erschrocken als Ella beim „Buh“. Danach konnten wir aber alle herzlich darüber lachen.

Dann war Ella mit Suchen dran. Ich bin laut die Treppe raufgelaufen, nur um dann wieder runterzuschleichen und mich im Esszimmer zu verstecken. Dort habe ich mich auf die Stühle unterm Esstisch gelegt. Ich sage euch – das beste Versteck überhaupt. Ella hatte doch gehört, wie ich ins Esszimmer bin und hat mich daher dort zu erst gesucht. Ich dachte schon: „Mist, jetzt findet sie mich sofort!“. Aber Pustekuche! Sie hat sogar unter den Tisch geschaut, mich aber nicht gesehen. Danach haben die beiden mich im ganzen Haus gesucht. Ich musste natürlich mein Lachen unterdrücken, wenn die beiden direkt an mir vorbeigelaufen sind oder sogar neben mir stehen geblieben sind. Ella hat dann irgendwann gefragt, ob ich ein Laut von mir geben könnte. Also habe ich gepfiffen und es regelmäßig wiederholt – solange ich grade nicht gegen einen Lachflash ankämpfen musste. Sie haben mich selbst dann nicht gefunden, als ich gepfiffen habe und sie neben mir standen. Claire hat irgendwann Angst bekommen, dass ich verloren gegangen sein könnte (sehr wahrscheinlich in einem Haus … sich in Luft aufzulösen gehört schließlich zu meinen Spezialeigenschaften). Irgendwann musste ich dann doch lachen und dann haben sie mich schließlich auch gefunden. Es hat eine Ewigkeit gedauert und glaubt mir – es war nicht das bequemste Versteck, aber ein Gutes! Ich hatte vergessen, wie viel Spaß Versteckspielen macht. Ich kann einfach nur jeden Ermutigen, dass nächste Mal wenn ihm die Möglichkeiten gegeben wird, Verstecken zu spielen. Glaubt ja nicht, ihr seid dafür schon zu alt – die Ausrede zieht nicht.

Ein Gedanke zu „Baustellen

  1. Hi Miri,

    oh ja, ich hasse Baustellen auch! … Aber so schlimm wie dort bei dir habe ich es bis jetzt hier noch nicht erlebt.

    Ich musste so lachen, als ich das mit dem verstecken spielen gelesen habe:D Das hört sich richtig lustig an! … Vor allem dein Super-Versteck:)

    Hab dich lieb!
    Nina

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