Deutscher Fußball auf Englisch

Deutscher Fußball auf Englisch

Die erste Schulwoche ist überstanden und ich fühle mich arbeitslos. Es ist ein großer Unterschied zu den Sommerferien, wo ich die Mädchen neun Stunden am Stück um mich hatte. Ella sehe ich jetzt meistens nur drei Stunden am Tag. Morgens habe ich gar kein Kind, mittags habe ich nur Claire und erst am Nachmittag habe ich wieder beide. Aber ich will mich nicht beschweren. Die Arbeit macht mir Spaß und es ist sehr interessant wie die Gehirne von Kindern funktionieren. So hat sich zum Beispiel Claire grade ziemlich stark den Kopf angestoßen. Ihre Mutter hat ihr daraufhin einen Beutel mit Eis zum Kühlen gegeben. Aber anstatt ihn an die richtige Stelle am Kopf zu halten, hält ihn sich Claire an die komplett andere Seite der Stirn. 🙂

Am Freitagabend sind Tobias und Stephan aus NY zurückgekehrt. Ich glaube, die Stadt hat ihnen sehr gut gefallen. Sie ist aber auch total gegensätzlich zu DC. Washington ist nämlich eher eine ruhige und gemächliche Großstadt. Es gibt hier ja auch keine richtigen Hochhäuser, da kein Gebäude höher als das Washington Monument sein darf. NY hingegen ist eine pulsierende Stadt. Ich möchte auf jeden Fall auch noch einmal dorthin, um sie mir genauer und in Ruhe anschauen zu können. Die Jungs wollten sich eine Pizza bestellen. Ich hatte schon gegessen. Pizzen sind hier allerdings viel teurer und so musste jeder von ihnen um die 20 Dollar für seine Pizza hinblättern. Tobi stand schon kurz davor, sich doch keine zu holen. Am Ende waren wir alle so voll gefuttert (ich hatte ja schon vorher im Restaurant mit meiner Gastfamilie zugeschlagen), dass man hätte meinen können, wir wären schwanger, so standen unsere Bäuche hervor. 🙂

Den Abend haben wir vor dem Fernseher verbracht und uns Dokumentationen über 9/11 angeschaut. Schließlich war am Freitag Jahrestag. Mich befällt immer noch ein komisches Gefühl, wenn ich die Bilder von damals sehe. Stephan merkte irgendwann an, dass es die perfekte Programmwahl für Leute mit Flugangst sei, die am nächsten Tag nach Hause fliegen wollen. 🙂  Am nächsten Morgen hieß es dann Kofferpacken für die beiden. Und Wunder o Wunder, ihre Koffer waren trotz der ganzen Shoppingtouren nicht zu schwer. Ich frage mich, wie sie das hinbekommen haben. Während dessen haben wir Bundesliga geschaut – natürlich im amerikanischen Fernsehen. Es war komisch, sich deutschen Fußball mit einem englischen Kommentator anzuschauen. Sie haben auch nur das Spiel von Bayern übertragen. Nachdem das Spiel vorbei war, dachten wir, sie würden jetzt ein Spiel aus der englischen Liga – glaube ich – übertragen. Die Spieler liefen ein, reihten sich auf und gab sich lieb die Hand, so wie vor jedem anderen Spiel auch. Dann kam Werbung und wir wunderten uns schon, da das Spiel schon längst angefangen haben musste. Aber – Überraschung – nach der Werbung schalteten sie nicht mehr zum Fußball zurück, sondern zu College Football. Das fanden wir sehr lustig. Wir haben uns dann auch College Football angeschaut, da das Team, wo wir im Stadion waren, gespielt hatte.

In deren Halbzeit haben wir uns dann auf zum Flughafen gemacht. Es hatte in der Zwischenzeit übrigens angefangen zu schütten. Es hat Bindfäden geregnet. Die Jungs sind auch ziemlich nass geworden auf dem Weg zum Auto. Ich hatte einen Regenschirm und die Jungs dachten, ich würde schon mal vorgehen und das Auto aufsperren. Wie ich aber bin, habe ich das natürlich nicht gecheckt und stattdessen unter meinem Schirm auf sie gewartet. So konnten sie wenigstens ihre neuen Lederjacken auf Wasserverträglichkeit überprüfen. 🙂 Die Strecke zum Flughafen war sehr einfach und angenehm zu fahren. Es gibt nämlich eine extra Autobahn parallel zu der eigentlichen Autobahn, auf der nur Flughafenverkehr fahren darf. Zeitweise waren wir das einzige Auto auf dieser Spur. Auf dem Hinweg hat mein Navi die parallele Spur auch verstanden. Auf der Heimfahrt irgendwie dann nicht mehr. Auf jeden Fall wollte es immer, dass ich umkehre. Mmh! Ich bin natürlich weiter gradeaus gefahren. Auf der eigentlichen Interstate wieder angekommen, bin ich in einen Stau geraten und wurde auch prompt von hinten angehupt, weil ich in die andere Fahrspur eingeschert bin (die Lücke war groß genug). Der hinter mir hatte aber wahrscheinlich gepennt und nicht mitbekommen, dass ich mich vor ihm einreihte. Nicht mein Fehler. An dieser Stelle möchte ich übrigens anmerken, dass ich meinem Freizeitauto, dass schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, nicht wirklich vertraue. Bei jeder Ampel habe ich Angst, dass es ausgeht und nicht mehr anspringt. Beim Gasgeben erklingt immer ein schepperndes Geräusch und ich habe es sogar schon geschafft, mit angezogener Handbremse anzufahren.

Wieder in meinem Appartement angekommen, habe ich erstmal angefangen aufzuräumen und zu saugen. Ich habe auch gleich die ganze Bettwäsche und die Handtücher gewaschen. Jetzt ist meine Wohnung wieder schön sauber und ordentlich. Während dem Aufräumen habe ich das Footballspiel weiter geguckt. Das wurde nämlich aufgrund des schweren Regens unterbrochen und so war es noch nicht vorbei, als ich wieder nach Hause kam. Hat alles nichts gebracht – die Terrapins haben leider verloren.

Heute auf der Tagesordnung stand ein Clustermeeting und ich will euch nicht mit Einzelheiten langweilen, denn nämlich das war es – langweilig. Meine Gastmutter mit den Kindern kam etwas später und es hat mich sehr gefreut, als Ella auf mich zugestürmt kam und mich mit einer dicken Umarmung begrüßt hat. Das ist eigentlich nicht ihre Art.

Der nächste Beitrag wird übrigens nicht speziell über meinen Alltag sein, sondern allgemein, was man hier beim Autofahrem beachten muss oder was einem auffällt. Ihr könnt gespannt sein!

 

Ein Gedanke zu „Deutscher Fußball auf Englisch

  1. Ich bin immer noch hin und weg wie du es schaffst, in diesem Großen, doch für dich fremden Land, zurecht zu finden. Da du mir ja erzählt hast, dass die Amerikaner keine Fahrschule wie bei uns in Deutschland absolvieren.
    Bin gespannt auf deinen nächsten Eintrag.
    Hab dich lieb!

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