In your face!

In your face!

Die Woche war mal wieder sehr amüsant. Es fing damit an, dass es am Montag die Suppe vom Vortag zum Mittagessen gab. Das hat Claire überhaupt nicht in den Kram gepasst. Sie wollte viel lieber Nudeln haben. Ihre Argumentation sah dann so aus: „Das ist nicht das, was ich wollte! Ich wollte Nudeln haben und du musst gefälligst machen, was ich dir sage!“ Das ganze mit einem trotzigen Gesicht, Füße aufstampfen und einer trotzigen Tonlage. Seit ehrlich – da muss man doch eigentlich nur lachen. Das Lachen musste ich mir natürlich aber unterdrücken und ihr sachlich erklären, dass es genau anders herum ist. Sie muss machen, was ich ihr sage. Sie hat die Suppe dann auch gegessen. Aber wie das so ist, wenn Kinder was nicht mögen – sie stochern mehr im Essen, als dass sie es wirklich essen. Daher saßen wir auch relativ lange am Tisch.

An dem Tag habe ich mir zudem gedacht, dass Claire ja eigentlich schon zu alt für einen Mittagsschlaf sei. Daher habe ich ihr zugestanden, nur eine Ruhephase/Quitetime einzulegen. Großer Fehler – ganz großer Fehler. Sie hat am Abend glaub ich bestimmt 40 Minuten lang durch geheult, weil sie ihr Zimmer aufräumen sollte und dann erst ihre Fernsehzeit haben durfte. Die Eskapade ging so lang, dass ich schon off war und der Vater sich damit auseinandersetzen durfte. Bei den Abendessenvorbereitungen meinte meine HM dann auch zu mir, dass Claire auf jeden Fall ihren Mittagsschlaf brauch. Dieser Meinung bin ich nicht. Ich glaube, dass sie nur in einer Übergangsphse quengelig wäre, sich dass aber dann legen würde. Aber ich habe auch nichts dagegen, wenn sie den Mittagsschlaf beibehalten muss. Immerhin bedeutet das für mich, dass ich anderthalb Stunden mehr „Freizeit“ habe. Ich muss natürlich im Haus bleiben, kann aber zum Beispiel Fernsehen gucken oder skypen.

Am Mittwoch hatte Claire dann das erste Mal Fußballtraining. Sie sieht einfach nur unglaublich süß in ihren Fußballklamotten aus. Sie war auch schon ganz heiß darauf, endlich ihren Trainer kennenzulernen. Das war übrigens die Fahrt mit dem leeren Tank und so weiter. Das Training dauert eine Stunde und ich muss die ganze Zeit da bleiben. Natürlich ist das Training spielerischer Natur – schließlich handelt es sich hierbei um eine Gruppe von vierjährigen Kindern. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass Claire ziemlich gut ist. Tribbeln zum Beispiel kann sie für ihr Alter schon sehr gut und auch den Trainern ist das aufgefallen. So durfte Claire manche Übungen der Gruppe demonstrieren.

Am Freitag dachte Claire, sie könnte mich austricksen und hat nicht geschlafen, als sie ihren Mittagsschlaf halten sollte. Als ich es bemerkt habe, habe ich ihr erklärt, dass sie jetzt schlafen muss, ansonsten würden wir nicht zum Spielplatz an diesem Tag gehen. Sie zeigte mir, dass sie verstanden hatte, machte aber Anstalten, aus dem Bett zu klettern. Bei meiner Nachfrage meinte sie einfach nur: „Ich schlafe morgen, dann können wir jetzt zum Spielplatz gehen“. Leute, dass liebe ich an der Arbeit mit Kindern. Ihre Gehirnwindungen arbeiten einfach komplett anders als unsere. Ich habe ihr dann nochmal den Punkt klargemacht und dann hat sie auch geschlafen.

In dieser Woch hat es mich auch sehr gefreut, dass Ella mich erstens jedes Mal umarmt hat, als sie aus dem Bus gestiegen ist und zweitens, dass sie sich mir anvertraut hat, als ein anderes Kind in der Schule gemein zu ihr war. Das habe ich auch meiner HM erzählt, damit sie vielleicht noch einmal mit Ella darüber reden könnte. Meiner HM hat Ella aber nichts über das gemeine Kind erzählt.

Gestern bin ich dann alleine nach DC rein. Ich wollte in ein Geschäft, das Wolle verkauft. Ich habe es auch gefunden. Allerdings hat da ein 100g-Knäul locker 30 Dollar gekostet. Von dem Preis kann ich mir zwei Schals kaufen. Daher habe ich den Laden mit leeren Händen verlassen – nicht so aber das Musikgeschäft, das ich als nächstes aufgesucht habe. Ich habe mir nämlich endlich eine Gitarre zugelegt. Wie alles andere hier auch, sind auch die Gitarren teurer, aber das war mir egal. Es tut so gut, endlich wieder Gitarre spielen zu können. Nur meine Fingerkuppen müssen sich erst wieder daran gewöhnen. Die tun grad ziemlich weh. Meine neue Gitarre durfte ich dann auch erstmal durch halb DC mit der Metro transportieren und die war leider ziemlich überfüllt.

Abends habe ich mich dann noch mit zwei anderen Au pairs getroffen. Die kannte ich zwar vorher nicht, aber das gehört zum Au pair Leben dazu. Du verabredest dich über Facebook einfach mit anderen Au pairs. Die beiden waren auch super lieb und nett und wir haben uns prima verstanden. Die eine kam aus Mexico und die andere aus El Salvador. Wir sind erst zum Starbucks und dann ins Kino. Ich bin fast gestorben vor Spannung. Der Film war einfach nur richtig gut, auch wenn ich sonst nicht so auf Science-Fiction stehe. Aber Maze Runner ist auf jeden Fall einen Kinobesuch wert. Und es hat mich gefreut, dass ich alles verstanden habe. Mein Englisch scheint sich doch schon verbessert zu haben. Kino ist hier allerdings mega teuer. Außerdem musste ich ab der Hälfte des Films auf Toilette. Gegen Ende des Filmes war es kaum noch auszuhalten, aber ich konnte den Film einfach nicht verlassen. Schließlich wollte ich nichts verpassen. Der Abend war auf jeden Fall sehr schön.

Heute wollte ich eigentlich nur chillen. Aber dann bin ich doch mit meiner Hostfamily zu Ellas Lacrossspiel gefahren. Das war sehr amüsant und schmerzhaft. Claire hat ihre Aussage „In your face“ leider wahr gemacht und mir einen Ball gegen die Nase geschmettert, als sie mit ihrem Vater ein bisschen am Rand gespielt hat. Langsam werde ich ein alter Hase auf diesem Gebiet. Wenigstens knackt die Nase diesmal nicht, wenn ich sie berühre, so wie das letzte Mal im Sportunterricht. Das Lacrosspiel fand übrigens auf einem Footballfeld einer Highschool statt.

Nächstes Wochenende ist es das erste Mal, dass ich Samstags arbeiten muss. Allerdings werden die Kinder die Hälfte der Zeit im Bett sein, da ich bis halb elf arbeiten muss. In der Woche muss ich nur am Montag früh aufstehen. An den anderen Tagen fange ich erst um halb zwölf an zu arbeiten.

6 Gedanken zu „In your face!

  1. Hi Miri,

    das klingt ja alles ziemlich interessant!

    Sag mal, wie viele Gitarren besitzt du jetzt dann nochmal? ;D

    Und was meinst du mit der Fahrt mit dem leeren Tank?

    Gaaaanz liebe Grüße,
    Nina

    P.S.: Hab dich gaaaanz doll lieb!
    P.P.S.: Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche!

    1. Jetzt habe ich vier Gitarren. Das mag vielleicht komisch auf Leute wirken, die nicht Gitarre spielen. Aber ich habe mit vier noch wenige. Manche Gitarrenspieler haben zwanzig oder noch mehr (sei beruhigt, dass ist nicht mein Ziel). Jede Gitarre ist halt unterschiedlich.

      Ich habe in einem Beitrag über meine Autofahrt geschrieben, wo sowohl mein Tank leer war, der eine Vorderreifen Luft verloren hat und wir immer noch den Steinschlag in der Scheibe haben.

      Hab dich auch ganz doll lieb und hoffe, dass du bald wieder gesund wirst 🙂

  2. Wo bleiben deine Beiträge? Warte schon wieder sooooolaaaaaange. Muss doch wissen wie es meiner Nichte in der großen weiten Welt geht.

    1. Tut mir leid, dass die Beiträge immer so unregelmäßig kommen. Dafür versuche ich aber auch immer interessant und lustig zu schreiben. Will euch ja nicht mit meiner immer gleichen Routine langweilen. 🙂
      Ich finde es toll, dass ich so treue Leser habe.

    1. Mir geht es super. Ich bin so froh, die Entscheidung getroffen zu haben, in die USA zu gehen. Ich lerne hier so viel fürs Leben.

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