Umzug mit Hindernissen (Teil 2)
Ich habe mich in eins meiner Lieblingscafés hier in Daegu begeben, um euch nicht wieder fast zwei Wochen auf den nächsten Beitrag warten zu lassen. So ein Beitrag schreibt sich doch besser, wenn man dabei Vanilla Latte genießen kann.
Als ich am Tag meines Umzugs endlich alleine in meinen vier Wänden war, blieb mir gar nicht viel Zeit, bevor ich wieder aufbrechen musste. Eine eigene Wohnung ist nämlich schön und gut, aber ich wollte doch gerne ein Bett für die Nacht haben. Daher ging es für mich zu Emart. Das ist eine der Supermarktketten hier in Korea. Neben Lebensmitteln findet man da aber so gut wie alles andere, was man so zum Leben braucht. Ich hatte mich dort mit einer Freundin aus der Kirche verabredet, die so lieb war und sich bereit erklärt hatte, mich bei der Suche zu unterstützen und zu beraten. Vorher legte ich noch einen Zwischenstopp bei einer Daegu Bank Filiale ein, um Geld für den bevorstehenden Einkauf von meinem deutschen Konto abzuheben. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich beim Abheben ziemlich nervös war. Aber diesmal hat alles ohne Probleme funktioniert.
Mit meinem Work & Travel Budget stand ein richtiges Bett gar nicht erst zur Auswahl. Das war aber auch gar nicht schlimm, da es hier in Korea durchaus normal ist, auf dem Boden zu schlafen – vor allem bei der älteren Generation ist das Gang und Gebe. Daher hatte der Laden auch genügend Auswahl an Matratzen und Futons, die genau dafür gedacht waren. Ein Futon ist sozusagen eine sehr dünne Matratze, die tagsüber zum Beispiel zusammengerollt werden kann und im Schrank verstaut werden kann. Ich hatte ein bisschen Sorge, dass sich mein westlicher Rücken und ein Futon nicht wirklich verstehen würden und habe mich daher lieber für eine Matratze entschieden.
Danach ging es daran, das weitere Bettzeug auszusuchen. Am Anfang herrschte ein bisschen Verwirrung zwischen meiner Begleitung und mir, da wir das Gefühl hatten, dass wir aneinander vorbei reden. Wir kamen aber schnell darauf, dass es einen kulturellen Unterschied zwischen koreanischen und deutschen Betten gibt und wir daher jeweils nach etwas anderem gesucht haben. Als Deutsche habe ich nicht nur nach Bettdecke und Kissen gesucht, sondern auch nach Bezügen und einem Spannbetttuch. Es stellte sich heraus, dass das in Korea nicht üblich ist. Hier benutzt man keine Bezüge, sondern schlüpft einfach so unter die Bettdecke. Man wäscht dann einfach die komplette Decke und das Kissen. Daher gab es die Decken hier auch in den verschiedensten Farben und Mustern. Auch Spannbetttücher sind hier doch eher untypisch. Stattdessen wird einfach eine Art Cover über die Matratze gelegt.
Ich muss sagen, dass mir Bettzeug und Spannbetttücher doch lieber sind. Wenn ich im September für zwei Wochen zu Hause in Deutschland bin, weiß ich daher bereits, was seinen Weg in meinen Koffer finden wird, um mit mir zurück nach Korea zu reisen.
Auf dem Weg zur Kasse luden wir dann noch eine Packung Klopapier in unseren Einkaufswagen, die meine Freundin für mich kaufen wollte. Sie erklärte mir nämlich, dass Klopapier in Korea ein beliebtes Geschenk zum Einzug sei, da es rund sei und der Geber damit dem Beschenkten nie endendes Glück wünscht.
An der Kasse war sehr viel los und wir mussten uns an einer langen Schlange anstellen. In dem Moment habe ich mir die schnellen deutschen Kassierer herbei gewünscht, die jeden Ausländer in Deutschland mit ihrer Schnelligkeit verzweifeln lassen. Ich hatte nämlich an dem Tag noch einen weiteren Termin und hatte etwas Sorge, dass ich es nicht rechtzeitig zurück zur Wohnung schaffen würde. Zum Glück hat meine Freundin mich in ihrem Auto nach Hause gefahren. Ich musste die Matratze also nicht zu Fuß bei sengender Hitze nach Hause schleppen.
Vor meinem Haus wartete bereits meine Berg-Bekannschaft P. mit seinem Sohn. Wenn man in Korea in eine neue Wohnung zieht, muss man ein Termin mit dem Gasanbieter vereinbaren, die dann jemanden vorbeischicken müssen, um die Gasversorgung für die Wohnung ans Laufen zu bringen. Ansonsten gibt es kein warm Wasser in der Wohnung. Das wusste ich auch nur von meinem norwegischen Freund aus der Kirche, der mir dankenswerter Weise davon erzählt hatte. Da ich alleine komplett überfordert gewesen wäre, mit der Gasgesellschaft zu kommunizieren und einen Termin zu vereinbaren, hat P. seine Hilfe angeboten und die Sache für mich in die Hand genommen. Dafür bin ich heute noch unsagbar dankbar.
P. war sogar so lieb und ist für den Termin vorbeigekommen. Der Angestellte von der Gasgesellschaft kam auch pünktlich zur vereinbarten Zeit. Fragt mich jetzt aber bitte nicht, was genau er gemacht hat. Es war auf jeden Fall nur eine Sache von nicht einmal fünf Minuten. Am Ende musste ich unterschreiben und schon war er wieder fort. Und damit war nun wirklich jede Hürde meines Umzuges gemeistert.
Ich bin so unsagbar dankbar für meine Freunde und Bekannten hier in Korea, die mir so tatkräftig geholfen haben. Und Gott bin ich dankbar, dass er diese Leute in mein Leben gebracht hat.
Der Tag des Umzugs war lang und anstrengend gewesen. Und abends konnte ich mich noch nicht einmal ausruhen. Stattdessen ging es für mich auf die Arbeit. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich – als ich gegen ein Uhr nachts endlich wieder zu Hause war – super erschöpft in mein neues Schlaflager gefallen bin.
Einzelheiten über meinen Job im Restaurant gibt es im nächsten Beitrag.
4 Gedanken zu „Umzug mit Hindernissen (Teil 2)“
Wie du gesegnet wirst, mit wertvollen Menschen, ist schön mit zu erleben.
Ich bin so dankbar dafür.
Ich würde sagen, manche Kassier am schnellsten sind, die ich gesehen habe. Ich habe jeden mal im Supermarkt eine Einpacken-Bezahlen-Übung. XD
Das kann ich mir gut vorstellen. 🙂 🙂 Wir Deutschen schlafen dafür an der Kasse im Ausland fast ein 🙂
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