Kopfüber!

Kopfüber!

Und es ist schon wieder Montag. Ich weiß, eigentlich ist es nicht mein Style, nur einen Beitrag pro Woche zu posten. Ich muss aber zugeben, dass die letzte Woche einfach nur komplette Alltagsroutine war und eigentlich nichts Spannendes passiert ist, außer dass ich gleich zwei erschreckende Nachrichten aus der Heimat erhalten habe. Aber das hat sich auch schon wieder alles aufgeklärt.
Aber keine Sorge, es stehen drei wirklich spannende Wochen bevor, in denen ich bestimmt einiges zu berichten haben werde. Also bleibt am Ball.

Das einzig Erwähnenswerte was mir einfällt, ist der Treppensturz von Claire vor dem Haus – kopfüber. Wir waren gerade auf dem Weg, um Ella beim Nachbarn für ein Playdate abzuliefern, als ich nur noch ein Knäul die letzen Stufen vorm Haus runterpurzeln gesehen habe. Es sah so aus, als ob sie sich alle Knochen gebrochen hätte, aber in Wirklichkeit hatte sie noch nicht einmal eine Schürfwunde. Es ist ein Wunder, dass sie sich nicht den Kopf an den scharfen Kanten der Treppe aufgeschlagen hat.
Als Trost haben wir uns später einen schönen Nachmittag zu zweit gemacht. Gekrönt wurde der Nachmittag mit Pizza zum Abendessen.

Ellas Hausaufgaben sind übrigens nicht wieder aufgetaucht. Sie sollte die Lehrerin am Freitag fragen, ob sie eine neue Kopie bekommen könnte und die HA somit am Montag nachreichen könnte. Das hat die Lehrerin aber abgelehnt und meinte, es wäre schon ok. Zum Glück ist sie eine gute Schülerin.

Ella ist aber auch sehr gut darin, ihren Schreibtisch in Rekordzeit wieder zu verwüsten. Also hieß es wieder aufräumen. Dabei habe ich eine Packung Weihnachtskarten der Familie gefunden und zwei Briefe, die eigentlich an die Babysitterin adressiert waren. Sah wie wichtiges Zeug aus – Versicherung und Bank glaube ich.
Mein Hostdad hat uns später erzählt, dass er schon bei der Firma, bei denen er die Karten bestellt hat, angerufen hat. Er dachte nämlich, dass sie ihm eine Packung zu wenig geschickt haben. Jetzt wissen wir, dass Ella sie eingesackt hat. Bei Ella muss man wirklich vorsichtig sein – Kekse, Geld, Briefe, Karten, Broschüren und vieles mehr ist nicht sicher vor ihr.
Ihre Mutter hat schon einmal ein Süßigkeitendepot in ihrem Bett gefunden und die zwanzig Dollar aus der Waschküche sind auch auf mysteriöser Weise verschwunden.

Ach, zu den Weihnachtskarten – das ist hier eine richtige Tradition. Jede Familie designt eine „Postkarte“ mit den schönsten Familienbildern und einem netten Spruch und diese Karte wird dann an alle Verwandten, Bekannten, Freunde und an weiß ich noch wen gesendet. Meine Apartment-Tür ist auf der Seite zur Küche hin eine Pinwand und die ist von oben bis unten mit diesen Karten voll – von einem Jahr wohlgemerkt! Jedes Jahr zur Weihnachtszeit werden die Karten abgenommen, damit die neuen Karten Platz haben.

Ich wollte euch schon die ganze Zeit von einer Sache berichten, habe es aber jedesmal vergessen. Und zwar geht es dabei um die Liebe der Amis zum Laubfegen. Um ehrlich zu sein, wundert es mich, dass die nicht sogar in den Wald gehen und dort das ganze Laub rausholen. Wenn du hier im Herbst durch die Straßen fährst, siehst du fast überall, wie die Leute dabei sind, das gesamte Laub zusammen zu kratzen. Das gesammelte Laub wird schön am Straßenrand zu einem Haufen zusammengefegt. Zu erst war ich darüber richtig verwundert. Schließlich stören diese Laubhaufen, vor allem weil sie sich meistens auf dem Parkstreifen befinden. Die Lösung zu diesem Rätsel hat sich mir schnell ergeben. Eines Tages sah ich nämlich einen Tankwagen, mit einem riesigen Rüssel – ihr könnt euch das wie einen überdimensionalen Staubsauger vorstellen. Dieser Rüssel hat fleißig das gesamte Laub aufgesaugt. Was die dann allerdings damit machen, keine Ahnung. Wahrscheinlich zu einer Mülldeponie bringen.
In der Nachbarschaft hat man zu dieser Zeit Flyer gesehen, die den nächsten Laubsaugertag ankündigt haben. So wie wir Sperrmülltermine haben, haben die Amis im Herbst Laubsaugertage.
Daher rate ich davon ab, im Herbst – egal wie schön das Wetter ist – mit offenem Fenster oder Schiebedach zu fahren. Die Gärtner blasen das ganze Laub nämlich auf die Straße und dann auch in dein Auto, wenn du die Scheibe unten hast.
Eins ist sicher, in diesem Land möchte ich keine Kellerassel sein. Die armen Tierchen sind heir ja richtig arbeitslos.

Letze Woche habe ich übrigens endlich mal Kekse mit meinen Gastkindern gebacken. Besser gesagt – ich habe sie gebacken und sie haben sie verziert. Die waren richtig begeistert von meinem „homemade lemonfrostig“. In Deutschland auch als einfacher Zuckerguss bekannt. Hier wird das „Frosting“ – wie es heißt – nur im Laden gekauft und nicht selber gemacht. Das kann ich mir bei uns Deutschen irgendwie schwer vorstellen. Was sind denn bitteschön Plätzchen ohne den guten alten Zuckerguss.
Ich glaube, morgen werde ich mit den Kindern auch wieder backen. Schließlich sind Ferien und ich darf zehn Stunden durcharbeiten. Ein sehr ungewohntes Gefühl. Das Schreckliche ist, dass beide Mädchen Frühaufsteher sind. Das bedeutet, die sind schon wach, wenn ich anfange zu arbeiten.

Heute haben wir uns alle nicht so wohl gefühlt und Claire hat zudem einen Husten. Sie hat eine richtig heisere Stimme. Das klingt lustig 🙂 Na ja, ich habe daher beide heute einen Mittagsschlaf halten lassen. Das hat mir wenigstens zwei Stunden Ruhe eingebracht.
Vorher haben wir abgemacht, dass wer länger schläft, später den Film aussuchen darf. Ella kam als erstes runter und meinte: „Es ist mir egal, wenn Claire den Film aussucht.“ Ein paar Minuten später kam Claire runter (Ella war im Wohnzimmer und Claire konnte sie nicht sehen) und meinte im exakt gleichen Wortlaut: „Es ist mir egal, wenn Ella den Film ausucht.“ Das fande ich ziemlich lustig. Claire hat es dann aber doch genossen, die Entscheidungskraft inne zu haben. Sie hat sich für den „Polar Express“ entschieden. Den Film fande ich als Kind mega unheimlich.

Am Donnerstagabend geht es in die Kirche. Ich glaube, meine Host Children wirken in einem Krippenspiel mit. Am Freitag geht es dann zu den Großeltern nach Williamsburg und wir kommen erst am Sonntag wieder. Die andere Oma kommt uns übrigens morgen besuchen – dann kommt die Nagellackdiskussion wieder auf! Nächsten Montag geht es für mich schon nach Atlanta und darauf der Montag ist schon der Tag, an dem mein Bruder und seine Freundin bei mir ankommen. Zusammen geht es dann nach Philadelphia, Baltimore und Atlantic City.
Ihr seht also – die nächsten Wochen werden nicht langweilig werden und ich werde bestimmt einiges zum Erzählen haben.

P.S.: Wir können das erste Jubiläum feiern – ihr habt gerade den 50. Beitrag auf diesem Blog gelesen. Herzlichen Glückwunsch! Es werden sicherlich noch einmal doppelt so viele Beiträge kommen. Die Hundertermarke bei den Kommentaren haben wir auch schon durchbrochen. Momentan sind wir bei 106 Kommentaren. Das finde ichr richtig dufte – wie man früher geasgt hätte 🙂 Ich freue mich jedes Mal, wenn es neue Kommentare zu lesen gibt. So wie ihr auf meine Beiträge wartet, so warte ich darauf, neue Kommentare lesen zu dürfen.
An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ganz herzlich bedanken. Ohne euch Leser wäre mein Blog nichts. Vielen Dank für eure Treue.

Ein Gedanke zu „Kopfüber!

  1. Huhu!

    Ich habe mich riesig gefreut, als ich heute morgen gesehen habe, dass du einen neuen Beitrag geschrieben hast. Bin aber erst jetzt dazu gekommen, ihn zu lesen.

    Also die Idee, Karten mit Familienfotos zu designen, finde ich total niedlich. Vor allem so für die Verwandten, besonders die Großeltern. Bei mir wollen die immer neue Fotos haben. Da ist das ja echt eine coole Sache.

    Das finde ich irgendwie echt erschreckend, dass die das nicht kennen, Zuckerguss selber zu machen!

    Ja, also das klingt echt spannend. Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge!!!

    Meld dich doch mal:)

    Alles Liebe und schöne Vorweihnachtsgrüße auch an deine host family!

    Nina

Kommentare sind geschlossen.

Kommentare sind geschlossen.