Valentinstag
Mein lieber Bruder Stephan hat mich heute darauf hingewiesen, dass er schon die ganze Zeit auf diesen Beitrag wartet, um zu erfahren, ob die Capitals gewonnen haben oder nicht. Ich habe den letzten Beitrag ja geschrieben während ich gleichzeitig das Eishockey-Spiel verfolgt habe. Und wir dürfen uns freuen, die Caps haben gewonnen. Nicht nur dieses Spiel sondern auch das Spiel gestern. Es ist schon überraschend, wie gut die Capitals dieses Jahr sind. Das ist man von einem DC Team gar nicht gewöhnt. Das Baseball und Football-Team von DC (Nationals und Redskins) sind nämlich ehrlich gesagt, nicht so der Hammer.
Ich habe mich schon am Dienstag hingesetzt, um einen Beitrag zu verfassen, aber irgendwie erlag ich einer Schreibblockade an diesem Tag. Daher kommt erst jetzt der nächste Beitrag. Nur um es schon vorweg zu greifen, in meinem Kopf befinden sich schon Ideen zu den nächsten Special Beiträgen und damit ich mich auch wirklich auf meine vier Buchstaben setzen werde und die Ideen endlich verwirklichen werde, verkünde ich heute schon, dass am Wochenende der erste dieser Beiträge kommt. Hier bitte auch die Zeitverschiebung mit beachten 🙂
Am Montag hatte ich schon ein bisschen Schiss, dass mal wieder die Schule ausfallen würde, da Schneeschauer angesagt waren. Aber zum Glück war dem nicht so. Auf jeden Fall nicht in unserem Bezirk. In anderen Bezirken ist die Schule tatsächlich ausgefallen. Ella habe ich aber erstmal in strömenden Regen zum Bus gebracht. Auf dem Weg nach Hause wurde aus dem Regen allerdings schon Schnee. Es ist aber rein gar nichts liegen geblieben und als ich Claire nachmittags von der Schule abgeholt habe, war der ganze Spuk auch schon vorbei.
Am Mittwoch war ja bekanntlich Aschermittwoch. Diese Tatsache wird hier absolut nicht überspielt und so hatte Ella zum Beispiel früher Schulschluss. Die extra Zeit haben wir beide genutzt, um für Valentinstag einkaufen zu gehen. Darauf gehe ich nachher noch genauer ein. Zusammen haben wir dann Claire abgeholt und der Nachmittag nahm seinen Lauf.
Um halb sechs habe ich mich mit den Mädchen zur Kirche aufgemacht. Dort sind wir auf meine Gasteltern gestoßen und haben dem Gottesdienst beigewohnt. Da ich aus einem evangelischen Elternhaus stamme, kann ich mit diesem Aschekreuz auf der Stirn nicht viel anfangen und bin daher auch sitzen geblieben. Claire war mega begeistert über das Kreuz auf ihrer Stirn.
Leider kann man den Gottesdienst immer nur sehr schwer folgen, da der Priester kein Mikro hat und es ziemlich im Kirchenschiff halt. Dabei mag ich das Kirchengebäude richtig. In Deutschland finde ich, ist es in Kirchen immer so dunkel und gedrückt. Hier ist der Saal in weiß gehalten und die Beleuchtung hat man beim Bau zum Glück auch nicht vergessen.
Damit war auch schon der entspannte Teil der Woche um. Claire hatte nämlich am Donnerstag und am Freitag keine Schule. Es war Elternsprechtag und die Amerikaner lassen dafür gerne den gesamten Unterricht sausen. Ach, wo ich gerade beim Thema bin, ich habe im Radio gehört, dass manche Schulbezirke in und um DC darüber nachdenken, die Sommerferien zu kürzen, da die Kinder in zwölf Wochen Ferien – ja, sie haben wirklich zwölf Wochen Sommerferien am Stück – sehr viel vergessen würden. Daher geht ein großer Teil des Schuljahres fürs Wiederholen drauf. Diese Information nur mal so am Rande.
Zurück zu Claire – es nicht so entspannt Claire zu Hause zu haben als Ella. Wie gesagt, können Ella und ich Stunden mit Lesen im Wohnzimmer verbringen, während Claire durchgängig beschäftigt werden möchte. Leider ist es momentan auch noch richtig richtig richtig kalt und daher war der Spielplatz diesmal keine Option. Das hätte mir wenigstens ein paar entspannte Stunden verschafft.
Wir haben versucht, das Beste aus der Zeit zu machen. Nach dem Frühstück habe ich mich auch mit Claire zum Valentinstags-Shoppen aufgemacht. Das war aber schnell erledigt und zu Hause mussten wir erst einmal unsere Hände wieder auftauen lassen. Die Zeit zum Mittagessen haben wir mit Puppenspielen überbrückt. Ich kann amerikanischen Puppen immer noch nicht abgewinnen. Meine alte Puppe ist und bleibt die beste Puppe auf der Welt. Lustigerweise heißt Claires Puppe genauso wie meine damals – Lucy. Sie spielen auch nicht so mit Puppen wie wir damals. Unsere Puppen waren unsere Babys und so haben wir sie auch behandelt. Ich hatte eigentlich fast eine gesamte Ausstattung für ein Puppenzimmer – Bett, Hochstuhl, Kleiderschrank, Maxicosi und und und. Hier in Amerika sind die Puppen nicht ihre ‚Babys‘, sondern einfach nur Personen oder kleine Freunde. Der männliche Teil meiner Leser wird sich wohl gerade auch denken: „Worüber labert die gerade? Ich verstehe nur Bahnhof“ 🙂
Nach dem Mittagessen ging es zur Bücherei. Claire liebt es, vorgelesen zu bekommen und so haben wir gemeinsam ein Buch nach dem anderen verschlungen. Zum Ende durfte sie sich noch drei Bücher ausleihen und für Ella haben wir auch gleich ein paar mitgenommen.
Der Tag hat für mich leider nicht so schön geendet. Ich hatte sehr starke Kopfschmerzen, wenn es nicht sogar schon ein Migräneanfall war. Ich habe sogar noch im warmen Badewasser gefroren.
Heute bin ich etwas planlos meinen Tag angegangen. Ich wusste, dass ich zehn Stunden durcharbeiten musste und hatte keine Ahnung, womit wir die Zeit füllen könnten. In der Bücherei waren wir ja schon gewesen und es war immer noch zu kalt für den Spielplatz.
Also haben wir einfach mal mit unserer Lieblingsbeschäftigung angefangen – Lesen. Ich habe Claire ein gesamtes Magic Treehouse Buch vorgelesen. In Deutschland sind die Bücher als „Das magische Baumhaus“ bekannt. Meine Mädchen lieben sie – insbesondere Ella. Claire ist manchmal noch mit der Länge überfordert.
Anschließend wurde gemalt. Wie lange habe ich schon nicht mehr gemalt. Während Claire vier Bilder gemalt hat, war ich mit einem Bild beschäftigt. Ich habe ein Haus an einem Bach gemalt. Neben dem Haus steht ein Baum und vor dem Haus stehen Sonnenblumen. Wer mich kennt, weiß, dass ich absolut kein begnadeter Maler bin. Aber man kann wenigstens erkennen, was es darstellen soll.
Weiter ging es mit UNO. Wir haben acht Runden gespielt und ich habe sechsmal gewonnen. Ella wäre wütend und frustiert geworden. Claire lacht einfach nur, schüttelt den Kopf und fordert mich zur nächsten Runde heraus. Übrigens kann man bei diesem Spiel eine Entwicklung bei ihr beobachten. Als ich hier ankam, war sie sehr langsam in diesem Spiel und man musste sie immer fragen, ob sie die und die Farbe oder Nummer hat. Jetzt kriegt sie das ganze schon alleine auf die Reihe. Zwar langsam, aber das ist ja nicht schlimm.
Zum Mittagessen ging es zum Whole Foods. Das ist hier ein Supermarkt, der aber auch ein Büffet integriert hat. Das gekaufte Essen kann man dann auf einer Empore verspeisen und den Leuten beim Einkaufen zuschauen.
Als wir zu Ellas Bushaltestelle gelaufen sind, lief Claire neben mir und hat sich darüber aufgeregt, dass es viel zu viele böse Männer geben würde und sie hätte schon total den Überblick verloren und wüsste gar nicht mehr wer wer wäre und so weiter und so fort. Ich war erstmal total verwirrt und wusste nicht worüber sie redete. Auf meine Nachfrage hin habe ich schließlich erfahren, dass es um ihre Lieblingssendung „How to train a dragon“ („Wie man seinen Drachen trainiert“) ging.
Es war einfach nur so knuffig, wie sie neben mir lief und sich darüber aufregte. Meine Brüder, die sie kennen, können sich das Ganze bestimmt bildlich vorstellen.
Mit Ella ist es immer noch schwierig, auch wenn diese Woche um einiges leichter in dieser Hinsicht war. Es ist wie bei „Hyde und Jekyll“ mit ihr. In einem Momentan hast du das kleine siebenjährige Mädchen vor dir, dass Springseil springen möchte und in der nächsten Sekunde verwandelt sie sich in einen aufmüpfigen, stampfenden und Türe schlagenden „Teenager“. So etwas habe ich wirklich noch nie mit einer siebenjährigen erlebt. Ich hätte vielleicht nicht beim Thema „Teenager“ in der Training School abschalten sollen. Aber wer konnte auch schon so etwas ahnen?
Ich wollte noch auf das Valentins-Shopping eingehen. In Deutschland ist es ja eher so, dass das wirklich nur ein Tag für Verliebte und Paare ist. Nicht so hier in den USA. Da kann man ja nicht so viel Geld verdienen, wenn es nur an die Hälfte der Bevökerung geht. Daher wird das Ganze ein bisschen mehr aufgebauscht. So müssen die Kinder für ihre gesamte Klasse eine Valtinstags-Aufmerksamkeit mitbringen. Die bin ich mit den Kindern zusammen einkaufen gegangen. Sie haben sich für kleine Kärtchen mit Tattoos dazu entschieden. Da der Valentinstag dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, hatte Ella heute schon ihre Party in der Schule. Sie kam mit ganz vielen Süßigkeiten und anderem unnötigem Zeug nach Hause. Claires Party in der Schule steigt erst am Dienstag. Den Montag haben die Kinder überraschender Weise mal frei. So etwas kommt ja ganz selten vor (räusper). Am Montag ist nämlich President’s Day. Könnt ihr euch vorstellen, es würde in Deutschland einen schulfreien Kanzlertag geben? 🙂
2 Gedanken zu „Valentinstag“
Hi Miri,
ich habe endlich mal wieder Zeit, mich zu melden:)
Also erst einmal zu deiner abschließenden Frage: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Sowas würde es hier sicher niemals geben.
Aber ich finde es löblich, dass man endlich mal drüber nachdenkt, die 12 Wochen Sommerferien zu kürzen. Ich meine, wir sind mit unseren 6 oder 6 1/2 Wochen ja auch immer bestens ausgekommen. Naja, manchmal hätte es ne Woche länger sein können;) … Und eigentlich könnte man, wenn die schon dabei sind, einige Feiertage streichen. Ein Wunder, wie die mit dem Schulstoff durchkommen. Und dann ist bei uns schon der ein oder andere Lehrer genervt von den „vielen“ Feiertagen:D
Ich würde mich freuen, bald wieder von dir zu hören!
Hab dich lieb!
Nina
Hallo mein liebes Mädel,
du machst das alles richtig toll. Wie sollst du auch wissen, wie zwei ganz unterschiedliche Mädchen zu handhaben sind. Und das auch noch 10 Stunden am Tag.
Das du so dolle Kopfweh hattest ist ja gar nicht schön. Hoffentlich wiederholt sich das nicht noch mal.
So einen Kanzlertag anzuregen in Deutschland wäre was. Einen Tag frei als Familie mitten in der Woche ist auch nicht zu verachten.
Hab dich lieb.
Mama
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