Ausflug in die koreanische Geschichte
Seit dem letzten Blogbeitrag ist die Kommentarfunktion wieder freigeschaltet. Ein kleines falsch gesetztes Häkchen war der Grund, warum die Kommentarfunktion bei den vorherigen Beiträgen geschlossen gewesen war. Ich habe mich sehr über die ersten Kommentare gefreut und werde mich über alle weitere Kommentare freuen (solange es keine Spam-Kommentare sind). Es macht mich immer wieder sehr glücklich, zu hören und zu erfahren, wie viele Leute tatsächlich meinen Blog lesen und Interesse an meinem Abenteuer in Südkorea zeigen. Vielen Dank dafür!!!
Aber nun weiter mit dem was ich hier alles so erlebe. Im letzten Beitrag hatte ich ja geschrieben, dass wir auf dem Apsan einen Mann kennengelernt haben, der uns angeboten hatte, uns eine Tour durch Daegu zu geben. Noch am gleichen Tag hat er uns kontaktiert und wir haben uns für den darauffolgenden Freitag verabredet.
Als junge Frau habe ich wahrscheinlich von Natur aus eine gewisse Skepsis, wenn es darum geht, sich mit wildfremden Menschen zu verabreden. Und wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre, hätte ich mich bestimmt auch nicht auf ein Treffen eingelassen. Aber erstens waren wir ja zu zweit und außerdem wirkte der Mann wirklich nicht wie jemand, der etwas Böses im Schilde führt. Ich habe trotzdem zur Sicherheit meiner Schwägerin über das Treffen informiert und ihr gesagt, dass sie sich Sorgen machen sollte, falls ich mich an dem Tag nicht mehr melde. Es stellte sich aber heraus, dass diese Sorge komplett unbegründet war.
Wir haben unsere „Berg-Bekanntschaft“ – im Folgenden mit „P.“ bezeichnet – in einem Einkaufszentrum bei uns im Viertel getroffen. Auf dem Weg dorthin haben wir uns trotz KakaoMap fast verlaufen und so kamen wir etwas gehetzt an unserem Treffpunkt an. Es war ziemlich heiß an dem Tag und ich war froh, das klimatisierte Gebäude betreten zu können. Nach einem kurzen Hallo ging es in die Tiefgarage zu P.s Auto. Am Eingang zur Tiefgarage gab es einen Touchscreen-Bildschirm. Wenn man dort sein Kennzeichen eingetippt hat, hat das System einem gesagt, wo sich das geparkte Auto befindet. Ziemlich abgefahren.
Im Auto ging es dann zu unserem ersten Halt – ein koreanisch-chinesisches Restaurant. Das Restaurant befand sich im Süden der Stadt und wir sind ungefähr eine halbe Stunde gefahren. Auf dem Weg dorthin sind wir ein bisschen ins Reden gekommen und im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass P. ebenfalls Christ ist. Wenn das mal nicht Gottes Handschrift ist, dann weiß ich auch nicht. Er hat mich dann auch sofort zu seiner Kirche eingeladen.
Das Mittagessen war super lecker. Es gab Tangsuyuk. Das ist frittiertes Schweine- oder Rindfleisch in einer süßen Soße. Sehr lecker. Zusätzlich haben wir noch Jajangmyeon bestellt, da ich es unbedingt einmal probieren wollte. Dabei handelt es sich um ein Nudelgericht mit einer Soße aus schwarzer Sojasoßenpaste, Fleisch und Gemüse. Ich fand es sehr lecker. Nur die Portion war für uns drei viel zu groß und es tat mir leid, dass wir so viel Essen über lassen mussten. Hierzu muss ich noch sagen, dass das Bestellen hier in Korea anders abläuft als in Deutschland. In Deutschland wählt jede Person für sich selbst ein Gericht von der Speisekarte aus. In Korea werden einfach mehrere Sachen von der Speisekarte bestellt und in die Mitte vom Tisch gestellt. Jede Person kriegt dann einen leeren Teller und man kann sich abwechselnd von den einzelnen Gerichten nehmen. Das hat den großen Vorteil, dass man viel mehr probieren kann. Ich habe es sogar schon im Café erlebt, dass einfach ein paar Getränke bestellt wurden und diese dann aufgeteilt wurden. Die Rechnung am Ende wird dann einfach durch die Anzahl der Personen geteilt. Ich persönlich finde diese Art zu Bestellen und zu Bezahlen sehr angenehm.
Nach dem Mittagessen sind wir ein bisschen durch die Nachbarschaft spazieren gegangen. Es war ein älteres Viertel und P. erklärte uns, dass in Naher Zukunft wahrscheinlich das komplette Viertel platt gemacht wird und stattdessen Apartment-Hochhäuser dort gebaut werden. Das ist ein gängiges Vorgehen hier in Korea. Südkorea ist ein kleines Land mit einer hohen Einwohnerzahl. Die knapp über 50 Millionen Koreaner müssen alle irgendwo untergebracht werden. Apartment-Hochhäuser sind die Lösung und man sieht sie hier überall. Und es werden immer mehr gebaut.
Nach unserem kleinen Spaziergang ging es im Auto erst einmal zu einer U-Bahn Station, um dort eine Freundin von P. abzuholen. Die beiden kennen sich von einer Gruppe, die sich einmal pro Woche trifft, um Englisch zu üben. Das war übrigens auch der Grund, warum P. den Kontakt zu uns gesucht hat. Da wir Ausländer sind, hat er seine Chance gesehen, eine Bekanntschaft mit Leuten zu schließen, mit denen er Englisch reden und üben kann. Und Tom und ich sind im Gegenzug sehr glücklich, eine Bekanntschaft mit jemanden zu schließen, der uns die koreanische Lebensweise näher bringen kann.
Zu viert ging es dann im Auto aus der Stadt heraus in die Berge. Unser Ziel war ein kleines Dorf namens Urok-Ri. Dort haben wir das Dalseong Korea Japan Friendship Center besucht, das die Geschichte von einem japanischen General namens Kim Chung-seon erzählt. Als die Japaner von 1592 bis 1598 eine Invasion Koreas versuchten, war er als junger General mit dabei. Als er sah, wie ein Koreaner seine Mutter bei der Flucht vor den Japanern auf dem Rücken trug, war er sehr beeindruckt von den koreanischen Menschen. Da er zudem die Invasion als sinnlos ansah, bat er den koreanischen König kurzerhand darum, zu ihm überlaufen zu dürfen. Der Wunsch wurde ihm gestattet und ab da kämpfte Kim Chung-seon für den Rest seines Lebens auf Seiten der Koreaner. Das war großes Glück für die Koreaner, da der junge General das Wissen mitbrachte, wie man Gewehre herstellt. Davor hatten nämlich nur die Japaner Gewehre und die Koreaner mussten sich anderweitig verteidigen und waren daher häufig unterlegen. Kim Chung-seon hat in seinem Leben viele siegreiche Schlachten gekämpft. Die Angaben hier sind übrigens alle ohne Gewähr 😉
Es war sehr interessant, ein bisschen in die koreanische Geschichte einzutauchen. Mein Wissen ist noch sehr begrenzt auf dem Gebiet und ich hoffe, dass ich diese Wissenslücke mehr und mehr in meiner Zeit hier auffüllen kann. Leider waren häufig nur die Überschriften im Museum auf Englisch übersetzt und der Text da drunter dann leider nicht mehr. Aber wir hatten ja zum Glück unsere koreanischen Begleiter dabei, die die Geschichte für uns zusammengefasst haben.
Anschließend haben wir uns draußen noch ein bisschen umgeschaut und entschieden, dass wir zu dem Grab vom General gehen möchten. Das Schild besagte 300 Meter und ich habe mal wieder gelernt, wie lang 300 Meter doch sein können. Es ging nämlich mal wieder konstant berghoch. Der Weg bestand größtenteils aus morschen Holzstufen und wir sind sehr schnell ins Keuschen gekommen. Zumal es auch super warm war.
Aber auch diesmal hat sich der Aufstieg gelohnt. Die Grabhügel vom General und seiner Familie waren auf einer kleinen Lichtung mitten am bewaldeten Berghang. Es war ein sehr friedlicher Ort und ich war froh, dass wir die Entscheidung getroffen hatten, den Anstieg auf uns zu nehmen.
Nach dem Abstieg ging es zu einem Café, das mehr oder weniger bis zur Decke hin mit allen möglichen Büchern vollgestopft war. Im oberen Stockwerk gab es zudem noch eine kleine Galerie von einem Künstler, der wohl sehr gerne Schmetterlinge malt. Manche Gemälde dort waren mit umgerechnet 40.000 Euro ausgeschildert. So einen hohen Preis hätte ich in einem so abgelegenen Café nicht erwartet.
Unsere Getränke haben wir allerdings lieber auf der Terrasse vom Café zu uns genommen. Die lag nämlich erstens im Schatten und zweitens führte ein kleiner Fluss an ihr entlang. Es war dort sehr schön und wir haben dort sehr lange gesessen und einfach nur geredet.
Irgendwann mussten wir uns dann aber doch wieder auf den Weg in die Stadt machen. Wir haben die Bekannte von P. wieder an der U-Bahn Station abgesetzt, da sie nach Hause musste, um sich um ihre Tochter zu kümmern. Für uns ging es allerdings weiter zu einem Restaurant. Das Restaurant war ziemlich bekannt und angesagt. Wir mussten uns daher in eine Warteliste eintragen und vor dem Restaurant auf Plastikhockern warten, bis wir an der Reihe waren. Das ist bei beliebten Restaurants hier in Korea ganz normal. Da ist nichts mit vorab reservieren wie bei uns in Deutschland.
Das Restaurant bot Korean BBQ mit Makchang an. Es handelt sich hierbei um Fleisch vom vierten Magen der Kuh oder vom Magen des Schweins, wenn ich das richtig verstanden habe. Also durchaus ein Gericht, bei dem unser westlicher Gaumen vor dem ersten Probieren etwas nervös wird.
Tom und ich waren auf jeden Fall sehr froh, unsere erste Korean BBQ Erfahrung mit einem Koreaner an unserer Seite zu erleben. Er konnte uns zeigen, wie Korean BBQ richtig geht. Man sitzt nämlich nicht an einem richtigen Tisch, sondern eher um ein Fass, auf das ein runder Tischaufsatz gebaut wurde. In der Mitte ist ein Grill eingebaut und man grillt sein Fleisch selber, das bereits in bissgroße Stücke geschnitten bereitgestellt wird. Dazu gibt es natürlich wieder verschiedene Banchan – also Beilagen. Unteranderem eine Soße, in die man dann noch klein geschnittenen Schnittlauch und Peperoni mischt. Man kann sein Stückchen Fleisch entweder einfach in die Soße tauchen und dann essen oder ein Salat- oder Perillablatt nehmen, das Fleisch zusammen mit anderen Beilagen zusammen einrollen und dann essen. Beide Varianten sind sehr lecker und haben auch unsere westlichen Geschmacksnerven von dem Gericht überzeugt. Ich bevorzuge allerdings das Salatblatt gegenüber dem Perillablatt.
Zu einer authentischen Korean BBQ Erfahrung darf natürlich nicht das Bier und Soju fehlen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man Soju als Reis-Branntwein bezeichnen kann oder nicht. Es ist auf jeden Fall ein klares alkoholisches Getränk, das um die 20 Prozent Alkoholgehalt aufweist und in Korea sehr verbreitet ist. Bier heißt auf Koreanisch Maekchu und wenn man Soju mit Bier mischt ergibt sich daraus Somaek. Wir haben Soju sowohl gemischt als auch pur getrunken. Ich habe bis jetzt von einigen Ausländern gehört, dass sie den Geschmack von Soju nicht mögen. Ich fand den Geschmack aber gar nicht so schlimm.
Lustigerweise ist mir der Kellner in Erinnerung geblieben. Der hatte nämlich Sommersprossen. Damit ist er der erste Asiate mit Sommersprossen, den ich in meinem Leben gesehen habe.
Nach dem Essen haben wir uns von P. verabschiedet und den Bus nach Hause genommen. Es war ein genialer Tag gewesen und wir sind P. sehr dankbar, dass er uns diese Erfahrungen ermöglicht hat.
P. ist unser erster koreanischer Kontakt. Wie ich meine anderen koreanischen Kontakte kennengelernt habe, erfahrt ihr dann im nächsten Beitrag.
Bis dahin seid bewahrt und behütet!
8 Gedanken zu „Ausflug in die koreanische Geschichte“
Yay the comments are finally open! To say I was excited to read this one is an understatement! You have to tell me more soon!! Enjoy your adventures my friend, it looks and sounds amazing. I am so proud of you for stepping so far out of your comfort zone. Miss you.
It makes me so happy to hear that you read my blog <3 Do you use a translation app to read the blog?
I would have never thought that I would step out of my comort zone like this - but I love it and I enjoy every single little adventure.
Let's have a video call soon. I miss you, my friend!
I miss you too! Yes I read it in Chrome which has a translate function.
Interesting – I hope the translation is a good one 🙂
Wie immer ist es ein Bericht wo man meint man ist mit dabei. Zu deiner Bekanntschaft fällt mir direkt die Zeile vom Manfred Siebald ein:
Überall, überall hat Gott seine Leute, freu dich doch daran.
Lieben Gruß Papa
Da hat Manfred Siebald weise Worte gefunden. Ich bin gespannt, welche Leute Gott mir noch über den Weg schicken wird.
Es macht mir viel Spaß, deinen Blogbeitrag zu lesen, allerdings brauchte ich machmal übersetzen und schreibe ein Gemisch aus Englisch und Deutsch (Entschuldigung).
Der Touchscreen-Bildschirm sounds awesome! Ich fühle mich, that Südkorea is relatively open to new technology staffs. Ich finde es schön.
Außerdem Jajangmyeon, gefällt mir die verschiedene Getränke sehr. Und Soju ist ja ein popularise Getränke. Ich habe einen nach Deutschland mitgenommen. Leider ist das nicht für die Deutschen. :::><:::
Seit ich in Deutschland bin, finde ich ein Reservieren sehr wichtig heraus. Und den letzten mal, wenn ich in China war, habe ich immer meinen Freunden*innen gefragt, ob wir ein Reservieren brauchen und soll ich das machen. XD
Am Ende wünsche ich dir noch viiiiiiiiiel Spaß in Südkorea. Ich freue mich auf deinen nächsten Blogbeitrag.
Liebe Grüß
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ich habe mich riesig gefreut. Und keine Sorge wegen des Englisch und Deutsch Gemisch. Ich ertappe mich hier manchmal schon, wie bei mir das Englisch Deutsch Koreanisch Gemisch losgeht.
Mittlerweile verstehe ich auch, warum die Koreaner Hilfe brauchen, um ihre geparkten Autos zu finden. Die müssen sich hier ja ständig merken, wer wie alt ist und mit wem in welcher Beziehung steht, damit sie die richtige Anrede und Höflichkeitsform verwenden können. Da ist Hilfe beim Finden vom Auto ganz angenehm.
Ja, ich glaube mit Soju könnte man wirklich einige Deutsche vertreiben. Aber wenn man Soju beim richtigen Essen trinkt, ist es wirklich nicht so schlimm.
Ich kann mir vorstellen, dass deine Freunde etwas verwirrt waren von deiner Frage 🙂 Bis jetzt mussten wir zum Glück noch nie lange warten und bei dem warmen Wetter ist das Warten draußen eh kein Problem. Im Winter denke ich vielleicht anders da drüber. Und das Warten hat den Vorteil, dass man sofort erkennen kann, welches Restaurant gut ist und sich lohnt.
Ganz liebe Grüße
Kommentare sind geschlossen.