Besuch aus der Heimat!
Anfang April war es endlich so weit! Meine Eltern kamen mich in meiner Heimat auf Zeit besuchen. Wie hätte es auch anders sein können – genau an diesem Tag stürmte es und eine Tornadowarnung wurde raus gegeben. Auf dem Weg zum Flughafen konnte ich aufgrund des starken Regens keine fünf Meter weit gucken. Was war ich froh, als ich heile am Flughafen angekommen war.
Zwischenzeitlich konnten keine Flugzeuge in Atlanta landen und so „staute“ es sich im Luftraum. Die Maschine mit meinen Eltern an Bord musste für eine Stunde über Atlanta kreisen, bevor sie runter gehen konnte.
Für mich war also Warten angesagt. Lustigerweise saß ich neben einem anderen Deutschen auf der Bank, der ebenfalls auf seine Familie wartete. Ich war so damit beschäftigt, mit meiner besten Freundin zu schreiben und mich mit dem Deutschen zu unterhalten, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass meine Eltern endlich durch die Türen kamen.
Ich habe wirklich gedacht, dass ich weinen würde – aber dem war nicht so. Trotzdem hat es sich gut angefühlt, meine Eltern wieder in die Arme schließen zu können.
Vom Flughafen aus ging es in Richtung nach Hause. Der Sturm hatte sich verzogen und meine Eltern konnten kaum glauben, dass es überhaupt gestürmt hatte. Wir hatten nämlich wieder blauen Himmel.
Da meine Eltern nach der lange Reise hungrig waren, habe ich sie gleich zu Chick-fil-A eingeladen. Schließlich wollten sie ja Amerika erleben und fast jeder hier liebt Chick-fil-A. Und Mama und Papa hat es auch richtig gut geschmeckt – obwohl es „Fast Food“ ist.
Danach ging es nur noch nach Hause. Meine Gastfamilie war nicht daheim. Ryan und meine Gastmutter waren im Urlaub in Kanada und Angie wohnte für diese Zeit bei ihrem Papa.
Ihr könnt euch vorstellen, dass wir nichts mehr Großartiges gemacht haben. Die Zeitumstellung und die lange Reise haben ihren Tribut gefordert und Mama und Papa sind früh ins Bett gegangen.
Der nächste Tag war ein normaler Arbeitstag für mich. Ich holte Angie von ihrem Papa ab und brachte sie zur Schule. Wieder zu Hause angekommen, waren meine Eltern bereits wach und Mama bereitete Frühstück für uns vor. Gut gesättigt ging es zum Aldi, da meine Eltern Lebensmittel für sich einkaufen wollten. Natürlich unterscheidet sich der Aldi hier von dem in Deutschland. Trotzdem führt der amerikanische Aldi einige deutsche Produkte im Sortiment und befindet sich zudem auf dem Vormarsch in den Staaten.
So ein leckeres und gesundes Mittagessen hatte ich schon lange nicht mehr. Mama hatte Lachs zubereitet und dazu gab es noch Salat. Außerdem räumte sie auch die Küche auf, was sonst meine Aufgabe in diesem Haushalt ist.
Gemeinsam haben wir Angie von der Schule abgeholt und sie bei ihrem Papa vorbei gebracht.
Abends habe ich meine Eltern alleine zu Hause gelassen und bin zur College Gruppe nach Downtown gefahren. Es war nämlich das vorletzte Treffen und das wollte ich nicht verpassen.
Ich hatte meinen Eltern erzählt, dass wir übers Wochenende weg fahren würden – ich hatte ihnen aber nicht gesagt wohin! 🙂 Am Freitagmorgen brachte ich Angie also zur Schule und fuhr danach mit meinem Papa weiter, um unseren Mietwagen abzuholen. Das stellte sich als ziemlich schwierig heraus.
Am ersten Standort sagten sie uns, dass wir falsch seien. Ich musste also die Autovermittlung anrufen und fragen, wo wir unser Auto herbekommen würden. Uns wurde mitgeteilt, dass wir zum Standort in Downtown müssten. Leichter gesagt, als getan. Zu diesem Zeitpunkt war die Brücke noch kaputt gewesen und der morgendliche Berufsverkehr war daher schrecklich.
Endlich in Downtown angekommen, erwartete uns die nächste unschöne Überraschung – der Raum war gefüllt mit Leuten, die alle auf einen Wagen warteten. Aber kein Wagen stand zur Verfügung. Wir hatten zwar eine Reservierung für acht Uhr, aber das half uns nicht weiter. Wir mussten für über zwei Stunden warten, bis wir endlich unser Auto bekamen. Wenigsten gaben sie uns ein besseres Auto, als wir bestellt hatten.
Für den Nachhauseweg mussten wir uns wieder in den Berufsverkehr einreihen – Urlaubsstimmung kam da bei mir noch nicht auf.
Zu Hause warteten bereits meine Mama und Grace auf uns. Sie kam nämlich auch mit auf den Wochenendausflug. Ich war ziemlich gestresst – ich musste noch meine Sachen packen und die Sachen für den Hund und die Wäsche der Kinder falten. Das übernahmen dankenswerterweise meine Mama und Grace. In der ganzen Zeit hatte ich noch nichts gegessen und ich wäre wahrscheinlich ohne Essen aus dem Haus gegangen, wenn Mama mir nicht ein Butterbrot geschmiert hätte – Danke noch einmal, Mama!
Endlich war alles im Auto verstaut und es konnte los gehen – nach Butler,Tennessee! Noch nie davon gehört? Macht nichts – es handelt sich dabei um eine ganz kleine Stadt in den Bergen. Ich hatte mir nämlich gedacht, dass wir alle Erholung brauchen würden und daher wollte ich nichts mit Sightseeing machen.
Mein Papa ist gefahren und ich muss gestehen – ich war am Anfang deswegen richtig nervös. Ich kenne mich mittlerweile ja mit dem Verkehr in Atlanta aus – mein Papa aber nicht. Siebenspurige Autobahnen und reichlich idiotische Autofahrer um uns herum. Aber wie mein Papa ist – er hat diese Herausforderung mit Bravour gemeistert und ich konnte mich entspannen.
Grace und ich waren so glücklich, ein Auto mit CD-Player zu haben. Die CD-Players in unseren Autos sind nämlich kaputt. Endlich konnten wir wieder die CDs hören, die wir auf den zahlreichen Konzerten gesammelt hatten.
Die Fahrt dauerte etwas länger als vier Stunden. Sobald wir aus Atlanta raus waren, fingen die Berge schon an und wir fuhren durch eine wunderschöne Szenerie. Dabei kamen wir auch durch North Carolina.
Ich hatte unsere Unterkunft über AirBnB gebucht – ein kleines Haus direkt am See. Meine Eltern waren, glaube ich, ziemlich nervös, dass die Unterkunft nicht gut sei, da ich ihnen erzählt hatte, dass wir nicht viel dafür bezahlen mussten.
Aber was soll ich sagen – wir waren alle begeistert. Es war das süßeste kleine Haus, dass wir jemals gesehen hatten. Jeder hatte sein eigenes Zimmer (meine Eltern haben sich natürlich eins geteilt), eine Küche mit Essbereich und ein Wohnzimmer. Das Bad hatte sogar eine Badewanne. Dazu gab es noch eine Veranda mit Blick auf den See und gemütlichen Sitzgelegenheiten. Hinter dem Haus gab es Weiden mit Kühen und einem Pferd. Grace und ich haben das Pferd Nancy getauft.
Das Ziel dieses Ausflugs war Entspannung und ich will mal behaupten, dieses Ziel haben wir erfüllt. Wir haben Stunden auf der Veranda zugebracht, gute Unterhaltungen geführt und Grace in deutsche Brotmahlzeiten eingeweiht.
Das Beste war, Mama und Grace zu beobachten. Grace spricht kein Deutsch und meine Mutter kein Englisch. Trotzdem haben die beiden sich super verstanden und konnten irgendwie miteinander kommunizieren. Wir hatten viel zu lachen.
Am Samstag ging es wandern – auf dem Appalachian Trail. Wohl einer der berühmtesten Wanderwege der Welt – ca 3500 km lang. Er fängt in Georgia an und führt bis hoch in den nördlichen Bundesstaat Maine.
Wir entschieden uns dazu, am See entlang zu wandern. Leider mussten wir aber nach ein paar Minuten schon wieder umdrehen – der Trail war wegen Bären abgesperrt worden.
Also gingen wir in die andere Richtung weiter. Dabei ging es ziemlich steil berghoch. Bella – der Hund – hatte ihren Spaß. Das war auf jeden Fall besser als jeder Hundepark der Welt. Sie wollte allerdings immer nah bei mir bleiben. Einmal hatte mein Vater sie genommen und ist mit ihr vorgegangen. Nach ein paar Metern blieb sie aber einfach stehen und wollte nicht weiter gehen. Sie wollte zu mir zurück.
Wir picknickten mitten im Wald mit Sicht auf den See und kehrten danach wieder um.
Das Wochenende ging viel zu schnell vorbei. Wir hätten für Wochen in diesem Haus bleiben können. Selbst meine Mama wollte dort nicht weg und sie ist sonst immer froh, wenn es nach einem Urlaub wieder nach Hause geht.
Gott hat diesen Urlaub wahrlich gesegnet!
Hier sind noch mehr Eindrücke von unserem Wochenende. Manchmal sagen Bilder mehr aus als tausend Worte.
Watauga Lake
Am letzten Tag sind wir noch durch Butler spazieren gegangen. Bella saß die ganze Fahrt lang auf meinem Schoß.
Ein Gedanke zu „Besuch aus der Heimat!“
Hallo Mirjam,
danke für die tollen Bilder. Sie lockern deinen Bericht sehr gut auf.
Wirklich eine super Zeit das erste Wochenende mit dir und Grace in Butlers.
In Deutschland hat Papa erst mal auf Google maps gesehen, wie groß der See ist, wo wir waren. Was wir gesehen haben, war ja nur ein Bruchteil von ihm.
Grace ist auch sehr lernfreudig und aufmerksam. Liebe Grüße an sie.
Mama
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