Ein neuer Anfang
In den letzten Tagen ist so viel passiert. Ich glaube, dass bekomme ich gar nicht alles in diesen Beitrag. Aber ich werde mein Bestes versuchen.
Die Tage bei meiner Freundin Kimi in Arlington waren einfach nur super schön. Mir sind vor allem zwei Sachen in Erinnerung geblieben.
Am Wochenende waren wir gemeinsam in DC. Zuerst waren wir in einem Museum und sind später zu einem Starbucks gelaufen. Dort haben wir uns einen Frappuccino gegönnt und UNO gespielt. Wir saßen bestimmt zwei Stunden in diesem Starbucks. Allgemein haben wir sehr viel UNO in diesen Tagen gezockt.
Danach ging es weiter zu einem deutschen Laden. Da war ich damals auch mit meinem Bruder und seiner Freundin. Wir haben uns mit deutschen Süßigkeiten eingedeckt und uns auch noch eine Apfeltasche gekauft.
Es war ein wunderschöner Tag.
An unserem letzten Abend zusammen sind wir zuerst zur Maniküre gegangen. Ich hatte noch nie eine, da ich normalerweise keine Nagellack trage.
Danach haben wir etwas typisch Aupair-mäßiges gemacht – wir sind zu einem Frozen Yogurt Geschäft. Ich liebe Frozen Yogurt.
Der letzte Punkt auf unserer Tagesplanung war Kino. Ich wollte mir unbedingt den neuen Bourne Film anschauen. Kimi war so lieb und hat eingewilligt. Der Film ist richtig gut und ich habe sogar auf Anhieb den deutschen Schauspieler erkannt. Außerdem war es lustig, dass wir sofort wussten, wo die Szenen in DC gedreht wurden und das wir selber schon an diesen Stellen waren. Auch McLean kam im Film vor. Das ist die Nachbarschaft, in der sich Claires Schule befindet.
Am nächsten Tag – Mittwoch – hieß es dann leider Abschied nehmen. Ich hatte am Montag nämlich mit einer Familie gematcht. In mir herrschte ein Gefühlschaos. Einerseits wollte ich DC und Arlington nicht verlassen, da ich mich wirklich in diesen Ort verliebt habe. Außerdem hatte ich Angst, dass es mit meiner neuen Gastfamilie auch nicht funktionieren könnte.
Daher war es mir etwas schwer ums Herz, als der Flieger den Boden verlassen hat.
Zwei Stunden später befand ich mich im Landeanflug auf Atlanta – meine neue Heimat. Nachdem ich auch meine beiden großen Koffer eingesammelt hatte, hieß es, ein Taxi zu finden. Es war gar nicht so einfach, mit meinem ganzen Gepäck durch den Flughafen zu laufen. Schließlich hatte ich auch noch meine Gitarre mit dabei.
Trotzdem habe ich es irgendwie zum Taxistand geschafft. Die Fahrt war ziemlich lang und daher auch teuer.
Im Dunkeln kam ich schließlich in meinem neuen Zuhause an. Meine Gastmutter hat mich mit einer Umarmung begrüßt und mir erzählt, dass sie sich schon Sorgen um mich gemacht hatte, da ich erst so spät angekommen bin.
Und da kamen auch schon meine neuen Gastkinder auf mich zu. Der Junge ist dreizehn Jahre alt und heißt Ryan. Das Mädchen ist neun Jahre alt und heißt Anjali. Zu der Familie gehört auch noch ein super süßer kleiner Hund namens Bella.
Die Kinder haben mir geholfen, mein Gepäck in mein neues Zimmer im Keller zu bringen. Das Zimmer ist ziemlich groß und ich habe ein eigenes Badezimmer – leider alles ohne Fenster. Daran muss ich mich erst noch gewöhnen.
Wir haben anschließend noch alle etwas geredet und ich bin schließlich totmüde ins Bett gefallen.
Am nächsten Morgen habe ich direkt meine Betreuerin kennengelernt. Sie hat mich abgeholt und ist mit mir zu Bank gefahren, da meine Gastmutter überlegt hatte, dass ich zu ihrer Bank wechseln sollte. Diesen Plan haben wir aber später verworfen.
Meine Betreuerin – sie ist übrigens eine mega liebe Person, die sich sehr für ihre Au pairs engagiert – ist außerdem an einem Haus von einem anderen Au pair vorbeigefahren, die am nächsten zu mir wohnt.
Zu guter letzt haben wir uns mit fünf anderen deutschen Au pairs in einem Cafe getroffen. Das war sehr schön, da ich so sofort die Möglichkeit hatte, Kontakte zu knüpfen.
Den Rest des Tages habe ich zu Hause verbracht. Anjali war in der Schule, Ryan war bei seinen Großeltern und ich war alleine. Ich habe die Zeit dazu genutzt, meine Koffer auszupacken. Es ist ein Wunder, wie ich meinen ganzen Kram in diese Koffer überhaupt hinein bekommen habe.
Später hat es an der Tür geklingelt. Davor stand ein Typ, der meinte, er sei hier, um zu duschen. Ich war im ersten Moment ziemlich verwundert. Es stellte sich dann heraus, dass er ein Freund der Familie ist und das in seiner Wohnung der Strom ausgefallen war. Deswegen ist er zu unserem Haus gekommen, um zu duschen. Das ganze haben wir auf der Türschwelle klar gestellt und nachdem er mir eine SMS von meiner Gastmutter gezeigt hatte, habe ich ihn auch ins Haus gelassen.
Er ist schließlich den ganzen Abend geblieben. Als Anjali nach Hause kam, sind wir alle drei zum Chinesen gefahren, um Essen zu holen. Als wir wieder zu Hause waren, waren auch bereits meine Gastmutter und Ryan daheim eingetroffen.
Es war ein sehr lustiger Abend.
Am nächsten Morgen habe ich um 6:30 Uhr angefangen zu arbeiten. Das wird hier jeden Morgen so sein. Später am Morgen hat mich meine Betreuerin wieder abgeholt, um mit mir zur Führerscheinstelle zu fahren. Eigentlich war es unser Plan, meinen Virginia Führerschein in einen Georgia Führerschein umwandeln zu lassen. Da ich aber nie meinen neuen Virginia Führerschein in der Post erhalten habe, ging dieser Plan leider nicht auf.
Also haben wir uns dazu entschlossen, dass ich einfach die Prüfung machen sollte. Die theoretische Prüfung konnte ich sofort an Ort und Stelle ablegen. Der erste Part war mega einfach. Da musste ich einfach nur Schilder erkenne oder wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten würde. Der zweite Teil hingegen ging über die Gesetze und Regelungen im Staat Georgia. Von denen hatte ich natürlich keine Ahnung und bin daher durchgefallen. Das war ziemlich ärgerlich.
Abends habe ich mich mit ein paar anderen Au pairs getroffen. Das hat mich auf andere Gedanken gebracht. Wir sind Eis essen gegangen. Das Eis war super lecker, nur waren die Kugeln riesig. Wir konnten gar nicht so schnell essen, wie es geschmolzen ist. Es war trotzdem ein sehr schöner abend.
Am Samstag musste ich sehr früh aufstehen, um noch einmal meine theoretische Prüfung abzulegen. Beim Frühstück habe ich mir das gesamte Magazin mit den Regeln durchgelesen. Ich konnte zwar nicht alle Fragen richtig beantworten, aber ich wusste genug, um die Prüfung zu bestehen. Was war ich erleichtert.
Später am Tag habe ich mich mit Au pairs aus Süd Afrika getroffen. Ein weiteres deutsches Au pair war auch mit dabei. Zuerst haben wir uns mal wieder einen Frozen Yogurt geleistet. Anschließend sind wir zu einem Au pair nach Hause. Sie war an diesem Tag nämlich auf eine Hochzeit eingeladen und ihre Freundin hatte ihr versprochen, ihr die Haare zu machen.
Als sie damit fertig waren, ist sie zur Hochzeit und wir sind weiter zu einer Mall. Dort sind wir durch die Läden geschlendert und haben uns am Ende noch einen Cookie gegönnt.
Leider musste eins der Mädchen dann nach Hause, um zu arbeiten. Also blieben nur noch drei übrig. Unser Plan war es, zu einer Kirche zu fahren und dass haben wir auch gemacht. Allerdings fand das Event, zu dem wir eigentlich wollten, nicht in dieser Kirche sondern in der Tochtergemeinde statt. Das war uns aber zu weit weg und daher sind wir einfach nach Hause gefahren.
Am Sonntag konnte ich endlich mal wieder ausschlafen. An dem Tag bin ich auch mit meiner Gastmutter meinen Arbeitsplan durchgegangen. Außerdem habe ich ihre Eltern kennengelernt und später auch den Vater der Kinder. Alle sind ganz liebe Leute.
Am Nachmittag wurde ich von den südafrikanischen Au pairs abgeholt, um zur Kirche zu fahren. Ich kann mein Glück gar nicht fassen, dass es in meinem Cluster einfach mal vier andere christliche Au pairs gibt. Dafür bin ich Gott so dankbar.
Der Gottesdienst war der Hammer. Die ersten Sitzreihen waren für College Studenten reserviert, aber die haben bei weitem nicht ausgereicht, so viele junge Leute waren da. Die Band der Kirche ist ziemlich bekannt und daher war die Musik natürlich der Wahnsinn.
Nach dem Gottesdienst wurden wir von einem Ehepaar zum Abendessen eingeladen. Das Essen in dem Restaurant war richtig gut, aber die Gespräche waren noch besser. Wir haben unsere Lebensgeschichten miteinander geteilt und sind in dem Restaurant geblieben, bis es zu gemacht hat. Es war einfach nur ein genialer Abend.
Am Montag habe ich versucht, einen frühen Termin für meine praktische Führerscheinprüfung zu bekommen. Den frühsten Termin den sie hatten, war allerdings erst der 1. September. Darüber war ich nicht begeistert, da meine Gastmutter total auf mein Fahren angewiesen ist. Eigentlich besteht fast meine gesamte Arbeit hier aus Fahren.
Am Dienstag habe ich direkt nach dem Aufstehen, eine Nachricht von meiner Betreuerin erhalten. Ich solle mich fertig machen, sie würde mich bald abholen und dann hätte ich meine praktische Prüfung. Ich war ziemlich erstaunt und überrascht. Wir mussten ziemlich lange fahren, um zu der Führerscheinstelle zu gelangen. Die lag nämlich am Rand von Atlanta. Die letzen paar Meter durfte ich dann fahren. Nach anderthalb Monaten endlich wieder hinterm Steuer.
Ich war etwas nervös, da ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie hier so eine Prüfung abläuft. Zum Glück war mein Prüfer mega lieb. Als erstes musste ich meine Einparkkünste (rückwärts und seitwärts) vorführen. Damit habe ich eigentlich keine Probleme, alllerdings war die „Parklücke“ bloß ein mit Hüttchen abgegrenzter Bereich. Diese Dinger sieht man natürlich nicht in den Spiegeln. Daher habe ich jeweils zwei Anläufe gebraucht. Als nächstes musste ich rückwärts fahren und dann ging es auf die Straße. Eigentlich sind wir bloß einen großen Kreis gefahren. Ein paar Mal links abbiegen und schon war ich fertig. Die Prüfung hat nicht länger als 15 Minuten gedauert. Und ich habe bestand. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.
Meine Betreuerin hat mich danach zu Ryans Schule gefahren. Ich sollte ihn nämlich abholen. Ryan war allerdings nirgends aufzufinden. Am Ende haben ganz viel Leute nach ihm gesucht – seine Lehrer, die Security-Leute der Schule, die Sekretärin … Mein Betreuerin musste schon weiter zum nächsten Termin.
Es stellte isch heraus, dass Ryan zu einem Freund nach Hause gegangen ist. Er hatte es seiner Mutter geschrieben, aber sie hat die Nachricht nicht früh genung gelesen. In der Zwischenzeit war ich schon so verzweifelt, dass ich meine Betreuerin wieder angerufen habe. Sie kam auch direkt zurück, um mich zu holen. Zu dem Zeitpunkt war Ryan zum Glück gefunden worden. Sie hat uns schließlich nach Hause gefahren. Zu Hause habe ich endlich meine Gastmutter erreichen können. Sie teilte mir mit, dass Anjali nach der Schule zu einer Freundin gegangen sei, da ich sie wegen dem ganzen Wirbel nicht abholen konnte.
Also machte ich mich auf den Weg, um sie zu holen. Ryan kam auch mit. Wir hatten kein Navi, da mein Handy noch nicht im Vertrag aufgenommen wurde. Daher musste Ryan den Weg aus dem Kopf wissen und mich führen. Das hat er sehr gut hinbekommen. Ich musste ihn nur ständig daran erinnern, mr zu sagen, wann ich abbiegen musste. Ansonsten hätte er es nämlich vergessen.
Als wir dann endlich Anjali hatten, war sie nicht bester Laune, da wir zu spät für ihren Tanzunterricht waren. Wir sind schlussendlich gar nicht mehr zum Tanzen gefahren. Stattdessen habe ich das Auto aufgetankt und wir sind nach Hause.
Meine Gastmutter war so lieb und hat mir an diesem Abend früher frei gegeben. Daher war ich in der Lage mit den anderen Au pairs zu einer College Community Group von der Kirche zu gehen. Man könnte es auch als Jugend bezeichnen. Da die Ausmaßen hier in den USA natürlich größer sind, würde es in Deutschland eher als Jugendgottesdiesnt durchgehen.
Vorher konnte man sich am Keksbuffet im Foyer bedienen. Das Foyer wurde mit Musik beschallt. Sie hatten sogar ihren eigene DJ. Anschließend ging es in den Saal. Dort waren Sofas, Teppiche und Kissen ausgebreitet, so dass man sich gemütlich hinsetzen konnte.
Als erstes kam eine neuseeländische Tanzgruppe auf die Bühne. Diese Gruppe soll mit die Beste in der Welt sein. Danach kam die Band und hat mal wieder tolle Musik gespielt. Ich hätte ewig weitersingen können. Das war natürlich nicht möglich. Stattdessen gab es eine kleine Andacht und zum Ende konnte man sich in kleinen Gruppen über das Gehörte austauschen.
Diese Community Group hat mir richtig gut gefallen und ich hoffe, dass ich auch die nächsten Male dort hingehen kann.
Wie ihr seht, bin ich hier in Atlanta nur auf Trab und finde selten mal eine ruhigen Moment. Aber ich bin glücklich. Die Möglichkeit für ein Jahr in diese Kirche zu gehen, freut mich sehr. Außerdem sind die südafrikanischen Au pairs mega nett und lustig.
Ich bin noch dabei, mich in meinen Arbeitsalltag einzuleben. Das ist manchmal etwas stressig. Aber ansonsten geht es mir hier sehr gut. Die Gegend, in der ich lebe, ist übrigens super schön und es gibt ganz viele Bäume hier.
Lasst doch auch mal wieder von euch hören. Ich freue mich über jeden Kommentar.