Gewitter!

Gewitter!

Momentan haben wir einfach nur ein Hundswetter. Es gießt wie aus Kübeln und in der Wettervorhersage wurden sogar Gewitter angesagt. Sogar das Wort „Tornado“ fällt ab und zu. Leider hat gestern schon ein Tornado in Florida und Lousiana drei Menschenleben gefordert. Ella hat mich schon voller Sorge gefragt, ob wir einen Schutzkeller haben. Aber ich glaube nicht daran, dass ein Tornado kommen wird.

Dafür hatte Claire letzten Donnerstag wieder einen Wutausbruch und hat mich sogar geschlagen. Da kamen Übermüdung und Aufregung bei ihr zusammen und haben sich abends schließlich entladen. Sie sollte sich bei mir entschuldigen, hat sich damit aber schwer getan. Mir war in der ganzen Situation auch nicht ganz wohl, da im Hinterkopf durchgängig der Gedanke lauerte: „Die Großeltern kriegen gerade alles in der Küche mit, wie du jetzt mit Claire umgehst.“
Claire hat sich zum Glück doch für eine Entschuldigung entschlossen und als die Tränen versiegt waren, habe ich sogar einen Umarmung bekommen.
Die ganze Zeit, wo die Großeltern hier waren, hatte ich das Gefühl, dass der Opa mich nicht leiden kann. Aber das ist nicht mein Bier. Außerdem habe ich festgestellt wie ähnlich sich doch der Großvater und mein Host Dad sind. Sie legen genau das selbe Verhalten an den Tag und sind beide total introvertiert.

Am Samstag ging es mal wieder zu einem Cluster Meeting. Diesmal aber nicht alleine wie die letzen Male, sondern mit einer Freundin.IMG-20160224-WA0026 Treffpunkt war das Capitol und wir hatten schon Angst, dass wir zu spät kommen würden, da die Metro einfach mal wieder zehn Minuten an einer Station verbracht hat. Ich sage euch, die Metro hier ist fast so schlimm wie die Deutsche Bahn. IMG-20160224-WA0020Wurde jetzt aber angeblich zur besten Metro im Lande gewählt.
Vor dem Capitol standen natürlich wieder die Sicherheitsbeamten mit ihren Gewehren. Sogar einen Hund hatten sie dabei, der unauffällig die Leute wahrscheinlich auf Sprengstoff abgeschnüffelt hat.
Wir haben auch sofort die anderen Mädchen aus unserem Cluster gefunden. Nach dem wir uns bei unserer Betreuerin eingetragen haben, ging es erstmal zur Toilette und zur Garderobe, um unsere Jacken abzugeben.
Für alle die mit dem Wort „Capitol“ nichts anfangen können: Hierbei handelt es sich um das Gebäude in DC, in dem sich der Kongress trifft. Es handelt sich also um ein Regierungsgebäude.
Wir hatten als Cluster eine Tour gebucht. Allerdings wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt, da wir mehr als 60 Mädchen waren. Unser Guide hätte locker ein Schnellsprechwettbewerb gewinnen können und die Tour war auch kürzer als wir alle angenommen hatten. Zudem haben wir nicht das gesehen, was wir erwarten hatten. Wir sind davon ausgegangen, dass wir die Versammlungssäle sehen würden, so wie bei der Tour im Europäisches Parlament. Stattdessen haben wir nur ein paar Vorhallen gesehen. Diese waren aber wunderschön anzusehen. Leider war eine Halle eingerüstet, aber die Gemälde an der Wand konnte man trotzdem sehen. Angeblich hätte in diese Halle die Freiheitsstatue gepasst. Aber das kann ich irgendwie nicht richtig glauben.

Nach der Tour ging es für mich und Kimi wieder nach Clarendon, wo wir in einem Restaurant zu Mittag gegessen haben. Es war ein wunderschöner Tag und es hat sich fast wie Frühling angefühlt. Eigentlich wollten wir in den Apple-Shop, stattdessen saßen wir fast zwei Stunden auf einer Parkbank und haben geredet, geredet und noch mehr geredet. Es ist so lustig, Kimi und ich kennen uns vielleicht gerade mal ein bisschen länger als einen Monat, aber wir verstehen uns so mega gut. Nebenbei haben wir die ganzen Autofahrer beobachtet, die nach einem Parkplatz gesucht haben. Dabei haben wir festgestellt, wie unfair die Welt doch eigentlich ist. Die, die schon seit einer Ewigkeit um den Park gefahren sind, haben keinen gefunden, während die, die erst ankamen, meistens sofort einen gefunden haben.
Irgendwann haben wir uns dann doch aufgerafft und sind in den Apple-Shop und in einen Bücherladen. Ich hätte dort ja Stunden verbringen können und in den Büchern stöbern können.
Der Tag mit Kimi war einfach nur wunderschön und hat richtig Spaß  gemacht. Schon seit langem habe ich nicht mehr eine Person getroffen, mit der ich mich sofort so gut verstanden habe.

Heute war ich auf dem Amt, um meine Social Security Number zu beantragen. Die brauche ich, damit ich Steuern zahlen kann. Ein sicheres Indiz dafür, dass ich erwachsen geworden bin – ich muss das erstemal Steuern zahlen. Meine Betreuerin meinte, man solle auf jeden Fall eine Freundin oder so mitnehmen, da man wahrscheinlich drei Stunden oder noch länger warten müsste.
Ich habe mein Kindle mitgenommen, um endlich mit meinem Buch fertig zu werden. Ich war erstaunt, wie klein das Amt war. Es befand sich in einem Apartment-Gebäude im Nachbarstadtteil. Kaum hatte ich meine Nummer gezogen – der Sicherheitsbeamte war so nett und hat mir alles erklärt und gezeigt – als ich auch schon aufgerufen wurde. Ich hatte noch nicht einmal Zeit, den Papierkram auszufüllen. Also bin ich zum Schalter hin, habe dem Beamten gesagt, dass ich noch nichts ausgefüllt hätte. Ich durfte mich wieder hinsetzen und alles in Ruhe eintragen und kam auch sofort wieder dran, als ich damit fertig war. Der Rest war nur noch am Schalter stehen, dem Beamten beim Tippen zuschauen und ab und zu eine Frage beantworten. Meine Social Security Number wird mir jetzt zugeschickt.

Während ich das hier schreibe, hat Claire erstens einen Wutausbruch bekommen und mal wieder zehn Minuten durchgeheult und das Gewitter ist losgegangen. Ella hat Angst vor Gewittern und ich musste sie erstmal beruhigen. Momentan hagelt es sogar richtig stark und ich bin froh, mit den Kindern zu Hause zu sein.

P.S: Diesen Beitrag habe ich schon am Mittwoch geschrieben, aber leider kam mir etwas dazwischen, um ihn nach dem Feierabend auch hochzuladen. Was mir dazwischen gekommen ist, könnt ihr im nächsten Beitrag lesen.

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