UCLA
In einigen Beiträgen wurde es schon mal erwähnt, dass ich einen Kurs an der UCLA belege. Das waren aber immer nur sporade Informationen. Also dachte ich mir, Mirjam – schreib doch mal einen gesonderten Beitrag über dieses Thema.
Einige von euch fragen sich wahrscheinlich – wofür steht UCLA überhaupt? Die-Drei-Fragezeichen-Hörer unter euch wissen es vielleicht schon. Die Abkürzung steht für „University of California, Los Angeles“. Es handelt sich demnach um eine Universität.
Jetzt könnte man die Frage stellen, was hat den Au-pair-Sein mit Uni zu tun? Leider mehr als es manchen von uns Recht ist. Die Regierung stellt nämlich Bedingungen für das Au-pair-Programm. Dazu gehören unteranderem, dass wir nur 45 Stunden in der Wochen arbeiten dürfen und davon höchstens zehn Stunden pro Tag.
Eine andere Regelung ist, dass die Au pairs sechs Credits erwerben müssen. Im Klartext – wir müssen Kurse an Universitäten und/oder Colleges belegen. Diese Kurse bringen einem jeweils eine bestimmte Anzahl an Credits ein. So zählt zum Beispiel der Sprachkurs, für den ich mich am Anfang interessiert habe, 3,5 Credits.
Natürlich muss man für die Kurse bezahlen. Es ist allgemein bekannt, dass studieren in den USA nicht gerade das billigste Unterfang ist. Zum Glück müssen wir Au pairs es nicht ganz aus eigener Tasche bezahlen, sondern die Gastfamilien sind dazu verpflichtet, uns 500 Dollar zur Verfügung zu stellen.
Mit diesen 500 Dollar kommt man meistens aber nicht ans Ziel. Wie schon gesagt – die Kurse sind nicht billig. Gehen wir das ganze einmal in einem Beispiel an. Entscheidet sich das Au pair für einen Kurs, der ihr 3,5 Credits einbringt, aber fast 400 Dollar kostet, so fehlen ihr immer noch 2,5 Credits. Sie hat aber nur noch 100 Dollar von dem Gastfamilien-Budget übrig. Was also machen? Die Antwort – die Mehr-Kosten aus eigener Tasche bezahlen.
Mir war das aber zu dumm und daher habe ich mich für den Online-Kurs entschieden. Dieser Kurs wurde extra für Au pairs eingeführt und ist auch nur für diese zugängig. Er bringt einem sechs Credits ein und kostet dabei genau 500 Dollar. Was will man mehr?
Inhaltlich beschäftigt sich der Kurs mit der Geschichte und Entwicklung Amerikas. Ich musste meistens jede Woche einen Text über die Geschichte Amerikas lesen und dann noch einen weiteren, in dem die Literatur dieser Zeit behandelt wurde. Angefangen haben wir mit den Ureinwohnern Amerikas wie zum Beispiel die Inkas und woher die ersten Zuwanderer kamen. Und dann ging es weiter bis wir irgendwann bei der Unabhägigkeitserklärung und später beim Bürgerkrieg gelandet sind.
Ich muss ehrlich zugeben, manchmal ist mir beim Lesen fast das Kotzen gekommen. Ich behaupte jetzt mal, dass die meisten Europäer sich nicht so gut mit der amerikanischen Geschichte auskennen. Und das, was man dann doch weiß, stellt die Besiedelung Amerikas meistens in einem glorreichen Licht dar. Die Wirklichkeit kann mit einem Satz beschrieben werden: „Sich alles unter den Nagel reißen!“ Mit was für einer Denkweise und Mentalität die Siedler an die Besiedelung gegangen sind, ist unfassbar. Alle, die vorher schon da waren und denen das Land eigentlich gehörte, waren egal und konnten abgeschlachtet werden. Sie wollten immer mehr und mehr haben und waren nie zufrieden, bis sie irgendwann auf der anderen Seite des Kontinents ankamen. Dort hat das Meer sie gestoppt.
Meine Aufgabe war es meistens, einen Aufsatz über das behandelte Thema zu schreiben. Am Anfang sollte dieser meisten eine Seite lang sein. Zum Literatur-Text musste ich ebenfalls eine Seite schreiben.
Das ist mir am Anfang gar nicht so leichtgefallen, da ich noch nicht so flüssig im schriftlichen Englischen war. Nach einiger Zeit hat sich das allerdings gelegt und meine „Lehrerin“ war auch immer zufrieden mit meiner Arbeit. Dankenswerter Weise wurde später der Druck etwas rausgenommen und wir mussten nicht mehr jede Woche zwei Seiten auf dem Computer tippen. Dann haben auch ein oder zwei Absätze zu dem Thema gereicht.
Zusätzlich zielte dieser Kurs darauf ab, uns mit unserer Community – also Umgebung/Nachbarschaft – vertraut und bekannt zu machen. Daher musste ich erstens eine Global Awareness Presentation in Ellas Klasse halten und ein paar Stunden Freiwilligenarbeit ableisten. Einen Freiwilligenjob zu finden war aber gar nicht so leicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zuerst habe ich mich bei Tierheimen erkundigt. Wer mich kennt, den wird das nicht wundern. Aber die brauchten momentan alle keine Freiwilligen mehr. Also habe ich in meiner Bücherei nachgefragt, aber die brauchten zu diesem Zeitpunkt auch keine mehr.
Ich glaube, so etwas passiert selten in Deutschland, dass Freiwillige zu viel da sind. Aber das gehört hier zur Kultur und Mentalität. Jede möchte seiner Community irgendwie dienen (nur bei meinen Gasteltern habe ich das noch nicht festgestellt 🙂 Aber die sind sowieso nicht typisch amerikanisch). Das ist auch eine Voraussetzung, um ins College zu kommen. Sie wollen sehen, dass du dich engagierst und hilfst.
Zu diesem Zeitpunkt stand mein Atlanta-Urlaub vor der Tür und ich durfte auf dem Pferdehof helfen und mir so meine Stunden sichern. Noch einmal danke dafür, Alex!
Anfang Februar war der Kurs schließlich zu Ende. Und das Beste daran ist, ich habe ihn sogar bestanden 😉 Ein paar Wochen später kam dann meine Bescheinigung von der UCLA per Post. Der Wisch kommt einer Urkunde gleich und ist ganz nett anzusehen.
Mama hat sofort gefragt, was ich damit anfangen kann? Die Antwort – nichts! Aber ich bin damit einen großen Schritt weiter, mein Au pair Jahr erfolgreich abzuschließen und es kommt später im Lebenslauf bestimmt gut an, wenn man einen Kurs an der UCLA belegt hat – auch wenn es nur eine Online-Class war!