Von hupenden Zügen, Chipmunks und Gummibärchenstibitzern
Eigentlich wollte ich schon gestern geschrieben haben, aber leider hat mein Laptop die Seite nicht geladen. Ich hab im letzten Beitrag vergessen zu erwähnen, dass die Züge hier hupen, wenn sie in den Bahnhof einfahren. Ich hab mich total erschrocken. Es klingt wie eine Schiffshupe und ist richtig laut, wenn man am Bahnsteig steht. Gegen Ende der Zugfahrt wuchs bei uns allen die Aufregung ins Unermessliche. Jeder war aufgeregt, seiner Gsatfamilie gegenüber zu treten. Ich wusste, dass mein Host Dad mich alleine abholen würde und daher hatte ich ein bisschen Bammel, da ich vorher noch nie mit ihm gesprochen hatte. Die Vorstellungen unserer Ankunft sahen bei uns allen ähnlich aus. Wir stellten uns vor, in einen großen Bahnhof einzufahren (schließlich ist DC die Hauptstadt), die Gastfamilien würden am Bahnsteig stehen und Plakate mit unseren Namen in die Höhe halten. Pustekuchen!!! Das Gleis endete in diesem Bahnhof, der einfach nur hässlich war (war glaub ich aber auch nicht der Hbf). Ihr müsst euch einen spärlich beleuchteten und einsamen langen Bahnsteig vorstellen. Keine Gastfamilie stand dort. Wir mussten erstmal gefühlt einen Kilometer laufen, bevor wir in der Halle ankamen.
Die Begrüßung mit meinen Gastvater war einfach. Wir haben Hallo gesagt und uns die Hand geschüttelt. Danach ging es zum Auto, das riesig ist. Der Kommentar von meinem Host Dad: „Das ist nur ein mittelgroßer Wagen für uns Amerikaner“. Na dann ist ja alles klar. Auf der Heimfahrt konnte ich schon einen Blick auf manche Sehenswürdigkeit werfen. Und ich habe mich sofort wohl gefühlt als ich feststellte, dass sich mein Host Dad auf die selbe Art und Weise am Ellbogen kratzt wie mein Papa (zu Hause konnte ich das nie ausstehen). In meinem neuen Zuhause angekommen, begrüßte mich meine Host Mom mit einer Umarmung und dann ging es schon ab in den Keller – in mein Reich. Ich habe ein ganzes Appartment zur Verfügung mit Wohn-,Essküche, Schlafzimmer und Toilette – und mit einem begehbaren Kleiderschrank uhiiiiiiii. Das Bett ist riesig und vor allem hoch. Am ersten Morgen habe ich mich wie ein Kleinkind verhalten als ich aus dem Bett gestiegen bin. Ich habe mich einfach auf den Bauch gedreht und mich langsam rückwärts runtergleiten lassen. So wie es Kleinkinder tun, wenn sie von einem Stuhl klettern 😉 Da ich ziemlich lange geschlafen hatte, war mein Frühstück gleichzeitig mein Mittagessen. Wir sind zu einem Burgerladen gegangen (Nein, wer würde denn auf die Idee kommen, das ich in Amerika bin… 😉 ). Der Burger war aber richtig lecker. Die Kleine, ihr Name ist Claire, war sofort anhänglich und hatte kein Problem sofort nach meiner Hand zu greifen oder auf mir rumzuturnen. An dem Tag hat die Große, ihr Name ist Ella, ihren Geburtstag in einem Bowlingcenter in Georgetown gefeiert. Ich hab von diesem Stadtteil noch nicht viel gesehen, aber ich weiß jetzt schon, das es wunderschön ist.
Am Abend hat mein Gastvater Fahren mit mir geübt. Es war der Hammer. Ihr Auto ist ein Automatikwagen und es ist so einfach, ihn zu fahren. In Amerika ist es glaub ich, generell einfach zu fahren. Man hat eine viel bessere Übersicht, da es nicht so viele Schilder gibt und die Ampeln hängen an Kabeln und zwar auf der anderen Straßenseite. Das finde ich viel besser. Und man darf bei Rot rechts abbiegen. Ich habe die Fahrt sehr genossen. Die Gegend, in der ich wohne, ist aber auch wunderschön.
Am Sonntag habe ich dann mit meiner Gastfamilie ihre Kirche besucht, nach dem es Frühstück bestenhend aus Waffeln, Blaubeeren, Honig, Sirup und Bacon gab. Der Gottesdienst hat mich sehr an einen katholischen Gottesdienst in Deutschland erinnert. Ich denke, ich werde nach einer anderen Gemeinde Ausschau halten. Nach der Kirche waren wir noch bei Freunden von meiner Familie. Mir hat dort vor allem gefallen, dass sie am Ende für einander gebetet haben. Abends kam dann noch ein befreundetes Ehepaar der Familie vorbei. Lustig war, dass Ella auf einmal auf die Idee kam, dass sie ja Geld fürs Unkrautjäeten bekommen könnte. Also hat sie kurzerhand angefangen, das Unkraut raus zu reißen. Dabei war ihre ständige Frage, wie viel Geld sie dafür bekommen wird. Während dessen hat Claire die ganze Zeit hart gearbeitet ohne etwas zu verlangen.
Heute fing mein Tag mit einem Rührei-Frühstück an. Ich glaube, ich werde hier doch noch dick. Dann fing auch schon mein erster Arbeitstag an, der im Großen und Ganzen richtig entspannt war. Ich musste halt nur viel Wäsche machen, da die Familie grade von einer Reise zurück gekommen ist. Als meine Host Mom meinte, ich müsste richtig viel Wäsche machen, hatte ich sofort die Wäscheberge in der Waschküche von Mama vor meinem inneren Auge. Die „richtig viele Wäsche“ entpuppte sich dann aber nur als zwei Waschmaschinen Wäsche. Die Amerikaner waschen sowieso sehr lustig ihre Wäsche. Einfach alles rein ohne irgendetwas zu sortieren. Ist die Ladung Wäsche dann fertig, wird alles in den Trockner geschmissen. Aufgehangen wird hier so gut wie gar nichts. Daher finde ich Wäsche machen hier ganz chillig.
Die Grenzen wurden bei mir auch schon getestet. Die Kleine kaute auf einmal etwas. Als ich sie fragte, antwortete sie: „Karotten“. Ich forderte sie auf ihren Mund auf zu machen, was sie auch brav tat. „Das sieht mir aber nicht nach Karotten aus. Was isst du wirklich?“, habe ich gefragt und sie hat schuldbewusst geantwortet: „Gummibears“. Danach habe ich ihr erst einmal meinen Standpunkt bezüglich Lügen erklärt und das hat sie auch verinnerlicht. Beim Spielen hatte sie dann plötzlich eine Pizzakruste in der Hand, die sie unterm Regal aufbewahrt hatte, wahrscheinlich falls schlechte Zeiten auf sie zukommen würden. Die musste sie dann leider weg werfen. Sie isst sowieso sehr viel, nur leider isst sie auch sehr langsam.
Mir sind auch schon die Tiere hier aufgefallen. Es gibt zum Beispiel knallrote Vögel im Garten oder Chipmunks. Das war das erste Mal, dass ich einen echten Chipmunk gesehen habe. Sonst kennt ma die ja nur aus Filmen. Nur, dass sie dort dann auch singen können 🙂 Und in der Gegend gibt es viele Wildkaninchen, was ich natürlich toll finde. Die Gartenbesitzer wohl eher weniger.
Ein Gedanke zu „Von hupenden Zügen, Chipmunks und Gummibärchenstibitzern“
Hey Yamyam…es ist echt sehr unterhaltend deine Beiträge zu lesen!
Ich bin sehr froh das du gut angekommen bist und hoffe, dass dein Aufenthalt in den Staaten dir viel gutes und produktives für dein weiteres Leben mitgibt :*
Ich denk an dich und bete für dich!
Viel viel viel Spaß dir weiter auf deinem Lebensweg und Gottes reichen Segen :*
Ich hoffe wir kriegen bald noch paar Bilder von deiner jetzigen Gegend zu sehen :))
Lg Vero
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