Umzug mit Hindernissen
Endlich komme ich einmal dazu, euch über meinen Umzug zu berichten – dreieinhalb Wochen nachdem er stattgefunden hat. 🙂
Ich bin am Anfang des Monats an einem Samstag in mein eigenes kleines Reich gezogen. Viel zu packen gab es für mich nicht. Schließlich bin ich nur mit einem 55 L Rucksack nach Korea gekommen. Tatsächlich musste ich aber meinen Stoffbeutel zusätzlich zum Rucksack fühlen, da ich ansonsten nicht alles verstaut bekommen hätte. Das lag vor allem daran, dass sich über den Zeitraum von meinem ersten Monat in Korea doch bereits ein bisschen Krimskrams angesammelt hatte. Aber das war nicht schlimm, da ich keinen allzu weiten Weg zurück zu legen hatte.
Gepackt hatte ich am Vorabend meines Umzugs. Mein Hostelzimmer war in meiner letzten Nacht dort nämlich komplett belegt gewesen, da die nächste Work & Travel Gruppe aus Deutschland an dem Abend angekommen war. Und es ist einfacher zu packen, wenn nicht überall im beengten Zimmer die Koffer, Taschen und Schuhe von sechs Leuten stehen. Viel von den „neuen“ Deutschen habe ich nicht mehr mitbekommen, weil ich an dem Abend bis zwölf Uhr im Restaurant arbeiten war und alle bereits am schlafen waren, als ich zurück kam.
Den Morgen vom Tag des Umzugs wollte ich eigentlich ganz entspannt angehen. Die Betonung liegt hier auf „eigentlich“. Ich machte mich morgens auf, um noch die letzte Rate für meine Kaution abzuheben und mir etwas zum Frühstücken zu kaufen.
Wenn ich Geld von meinem deutschen Konto abheben möchte, gehe ich hier grundsätzlich nur zur Daegu Bank. Das kann ich nur jedem Ausländer in Daegu empfehlen. Dort fallen nämlich die geringsten Gebühren bei der Geldabhebung an. Und vor allem richtet sich die Gebühr nicht nach der Höhe der Geldauszahlung. Ich konnte auch diesmal ohne Probleme die noch fehlende Menge für meine Kaution abheben, die das Limit der erlaubten Bargeldabhebung ausfüllte. Danach wollte ich ausprobieren, ob es möglich ist, noch einmal einen Betrag abzuheben. Schließlich musste ich an dem Tag auch noch eine Matratze kaufen und brauchte dafür ebenfalls Geld. Und wie sagt man so schön: „Probieren geht über Studieren“. Ich steckte meine Karte also erneut in den Bankautomaten und es machte den Anschein, als wenn eine weitere Abhebung kein Problem sei. Ich konnte wie gewohnt auswählen, wie viel Geld ich abheben möchte, in welchen Scheinen der Betrag ausgezahlt werden sollte und am Ende musste ich die anfallende Gebühr bestätigen. Alles wie immer. Nur dass der Automat mir dann zwar meine Karte und einen Beleg ausgab, aber kein Geld. Der Beleg sah so aus wie immer, nur diesmal stand unten drauf „Error. Please contact Daegu bank“.
Wer mich etwas besser kennt, kann sich vorstellen, dass ich sofort anfing mir Sorgen zu machen, ob der Betrag jetzt von meinem Konto abgebucht wurde oder nicht. Ich wollte daher zum Schalter gehen und die Sache klären. Tja, nur leider hatte die Bank zu. Das war mir bis jetzt überhaupt nicht aufgefallen, dass die Banken hier in Korea am Wochenende komplett zu haben. Gefühlt ist hier ja sonst alles 24/7 geöffnet. Ich bin also zurück zum Bankautomat gegangen und habe mir dort das Telefon an der Wand etwas genauer angeschaut. Bei jedem Automaten ist eins angebracht. Mit der Übersetzungs-App habe ich auch raus gefunden, was an den drei Knöpfen dran stand und habe den gedrückt, der mir passend schien. Es meldete sich tatsächlich jemand und auf meine Frage hin, ob die Dame auch Englisch sprechen könnte, wurde ich in eine Warteschleife verfrachtet. Die Person, die daraufhin am anderen Ende der Leitung abnahm, konnte tatsächlich Englisch reden und ich erklärte ihr die Situation. Sie bat mich darum, ihr meine Telefonnummer durchzugeben. Die Bank würde sich dann bei mir melden.
Ruhiger war ich nach dem Telefonat nicht. Aber mehr konnte ich in dem Moment ja nicht machen. Ich verließ die Bank also und machte mich auf, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Auf dem Weg zum „Bäcker“, bei dem ich mir eine Art Mandelbrötchen kaufte, schrieb ich meine Bergbekannschaft P. und seine Bekannte an und berichtete ihnen von der Situation und dass ich mir Sorgen machte. Beide beruhigten mich und meinten, dass das Geld bestimmt nicht von meinem deutschen Konto abgebucht wurde. Sie meinten, dass es eigentlich unmöglich sei, am Geldautomaten Geld zu verlieren. Wie ich später im Online-Banking sehen sollte, hatten die Beiden recht. Der Betrag wurde nicht von meinem Konto abgebucht. Ich hätte es trotzdem besser gefunden, wenn der Automat mir einfach von vorneherein mitgeteilt hätte, dass die Abhebung nicht möglich ist.
Das ganze hatte mich Nerven und Zeit gekostet. Mein Mandelbrötchen verschwand daher in meiner Tasche und nicht in meinem Magen und es ging zurück zum Hostel. Ich musste mich bereits beeilen, da ich mit der Freundin, die mir bei der Wohnungssuche geholfen hatte, verabredet war, damit sie für mich meine Kaution überweisen konnte. Vorher durfte ich nicht in meine Wohnung. Beladen wie ein Packesel ging es zur U-Bahnstation und mit der Bahn in Richtung Süden der Stadt. Es war natürlich wieder super heiß an dem Tag, was das Schleppen nicht gerade angenehmer machte. In der U-Bahn war ich mal wieder von netten Ajummas umgeben, die mich durch Handzeichen dazu aufforderten, meinen Rucksack ruhig auf einem freien Sitz abzustellen und ihn nicht auf dem Boden zu lassen. Ich muss sagen, dass ich bis jetzt wirklich nur nette Interaktionen mit Ajummas hatte. Aber ich habe gehört, dass die älteren koreanischen Damen auch anders können.
Mit ein bisschen Verspätung bin ich am Treffpunkt angekommen und zusammen mit der Freundin ging es zu ihrer Bank, damit sie meine Kaution, die ich ihr in bar überreichte, auf ihr Konto einzahlen konnte. Danach ging es kurz zu einem Café, wo wir uns zur Abkühlung einen Pfirsisch-Eistee gönnten, während sie via Online-Banking meine Kaution überwies. Dafür waren übrigens zwei Überweisungen notwendig, da auch sie ein Limit für Überweisungen hatte. Ihr Limit galt aber zum Glück nur per Überweisung und nicht per Tag und war natürlich auch um einiges höher als mein Limit. Als das erledigt war, schrieb sie noch kurz der Maklerin, dass die Kaution jetzt überwiesen war und damit stand meinem Einzug in meine eigene Wohnung nichts mehr im Wege. Das dachte ich zumindestens.
Ich verabschiedete mich von der Freundin und machte mich zu Fuß auf den Weg zur Wohnung. Ich brauchte so um die zehn bis fünfzehn Minuten. Die Maklerin hatte mir bei der Unterzeichnung des Vertrags die Codes für die Eingangstür und für meine Wohnungstür gegeben. Hier in Korea gibt es nämlich nur elektrische Zahlenschlösser für die Türen und daher braucht man nicht wie bei uns Schlüssel, um ins Haus zu kommen.
Es war auch kein Problem ins Gebäude zu gelangen. Die Probleme fingen vor meiner Wohnungstür an. Der Code funktionierte nämlich nicht. Ich probierte und probierte und versuchte verschiedene Abwandlungen von dem Zahlencode, aber alle Versuche waren ohne Erfolg. Daraufhin schrieb ich meine Freundin an, die daraufhin die Maklerin kontaktierte. Ich konnte also mal wieder nur warten und nutze die Chance, um endlich mal ein paar Bissen von meinem Mandelbrötchen zu nehmen. Als die Maklerin kam, versuchte sie ebenfalls verschiede Kombinationen, aber auch bei ihr war jeder Versuch ohne Erfolg. Daraufhin rief sie den Manager an. Das glaube ich zumindest. Viel von dem Telefonat verstand ich ja nicht. Aber der Anruf bewirkte, dass wir nun immerhin der Ursache von dem Problem ein Stückchen näher gekommen waren. Anscheinend waren die Batterien von dem Schloss am Ende ihres Lebens angekommen. Die Maklerin gab mir per Handzeichen zu verstehen, dass ich mein Gepäck vor der Tür stehen lassen sollte und ihr folgen sollte. Gezeigt, getan. Die komplette Kommunikation funktionierte nur durch Handzeichen, da ich kein Koreanisch kann und die Maklerin kein Englisch sprechen konnte. Ich folgte ihr in den nächstgelegenen Convenience Store, wo sie eine Blockbatterie kaufte. Zusätzlich kaufte sie auch noch Eis am Stiel und drückte mir gleich zwei in die Hand, da die Sorte als 2+1 Aktion angeboten wurde. Anschließend ging es zurück zu meiner Wohnungstür, wo die Maklerin die Batterie ans Schloss hielt und den Zahlencode erneut eingab. Und siehe da – die Tür öffnete sich.
Endlich konnte ich mein eigenes kleines Reich betreten. Die Maklerin schaute sich das Schloss an und öffnete die Klappe fürs Batteriefach. Sie nahm sich eine Batterie heraus und lief noch einmal zum Convenience Store, um die passenden Batterien zu besorgen. Ich wartete so lange in der Wohnung und aß mein zweites Eis, das durch das warme Wetter bereits gut angeschmolzen war. Als die Maklerin zurückkam, tauschte sie die Batterien aus und zeigte mir zudem, wie ich den Zahlencode ändern konnte. Daraufhin verabschiedete sie sich. Vorher lud sie mich aber noch dazu ein, mal bei ihr im Büro auf einen Kaffee vorbeizuschauen. Das Wort für „Kaffee“ im Koreanischen kenne ich ja zum Glück. Ich bedankte mich zum Abschied ganz herzlich bei ihr.
Nun war ich endlich in meiner Wohnung angekommen. Den Umzug hatte ich mir um einiges stressfreier vorgestellt gehabt. Und der Tag endete für mich noch nicht. Was ich an dem Tag noch erledigen musste, erfahrt ihr dann im nächsten Beitrag. Dieser Beitrag ist nämlich bereits viel länger geworden, als ich gedacht hätte.
7 Gedanken zu „Umzug mit Hindernissen“
Das ist jedenfalls nicht langweilig bei dir. Lieben Gruß Papa
Da hast du recht. Langeweile ist bei mir hier noch nicht aufgekommen 🙂 <3
Puhh ich glaube ansträngend und kompliziert beschreibt es gut Aber du meisterschaft deine Hürden echt gut
Gottes Segen auch weiterhin hab dich lieb, freue mich auf den nächsten Beitrag
Ein paar Rechtschreibfehler, aber ich glaube du verstehst was ich sagen wollte
Ja, ich verstehe auf jeden Fall, was du sagen wolltest. Den Umzug hatte ich mir um einiges leichter vorgestellt gehabt.
Ich hab dich auch lieb und freue mich immer, von dir zu hören. <3
,,Hier in Korea gibt es nämlich nur elektrische Zahlenschlösser für die Türen.“ Das ist aber cool!
Viel Spaß in deinem Reich. 🙂
Am Anfang war es ein sehr seltsames Gefühl, ohne Schlüssel aus dem Haus zu gehen 🙂 Jetzt habe ich mich dran gewöhnt.
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