Bier mit Strohhalm
Ich habe so viele Ideen und Inhalte für Blogbeiträge, dass ich gar nicht weiß, wann ich die Beiträge alle schreiben soll. Aber ein Schritt nach dem anderen. Jetzt kommt erst einmal der versprochene Beitrag über meine Arbeit in dem Restaurant.
Ich hatte in einem vorherigen Beitrag bereits berichtet, wie ich an den Job gekommen bin und wie das Bewerbungsgespräch ablief. Das hatte ich ja nicht alleine, sondern mit einem anderen Teilnehmer am Work & Travel Programm. Sein Name ist Daniel und er kommt aus Schweden. Ich glaube, ich hatte ihn bereits in vorherigen Beiträgen ohne Namen erwähnt.
Wir haben beide den Job bekommen. Ich sollte jeweils von Mittwoch bis Samstag arbeiten, während Daniel von Freitag bis Montag arbeiten sollte. Die Arbeitszeiten waren unter der Woche von 18 – 23 Uhr und am Wochenende inklusive Freitag von 18 – 24 Uhr. Bei dem Restaurant handelte es sich eher um einen Pub, der zusätzlich zum Alkohol auch noch Essen servierte. Hauptattraktion der Getränkekarte war Bier, das mit einer Schicht von Bier-Eisraspeln auf dem Schaum serviert wurde. Mir wurde gesagt, dass der Pub ziemlich populär wäre und als Geheimtipp gehandhabt würde. Er lag am Ende eines kleines Gässchen und daher musste man wirklich von dem Pub wissen, um ihn zu finden.
Der Job war von vorneherein auf einen Monat begrenzt gewesen, da der Besitzer Renovierungen vornehmen wollte und das Restaurant daher Ende Juli schloss. Daniel und ich haben keinen Arbeitsvertrag unterschrieben, sondern darauf vertraut, dass wir am Ende des Monats wirklich unser Geld bekommen würden. Als Bezahlung wurde uns der aktuelle Mindestlohn in Korea versprochen.
Mein Koreanisch ist bekanntlich ziemlich begrenzt und daher war ich ein bisschen besorgt, wie ich das Bedienen der Kunden auf Koreanisch hinbekommen würde. Zum Glück kam mir mal wieder mein Sprachlehrer zur Hilfe. Wir sind in den Unterrichtsstunden vor meinem Arbeitsbeginn jeweils Dialoge zwischen Kellner und Gast durchgegangen. Das war sehr hilfreich, da ich als Kellnerin eine höflichere Anrede verwenden musste, als ich im Alltag sonst benutze. Leider gibt es ja viel zu viele Höflichkeitsformen im Koreanischen. Ein Grund, warum das Koreanischlernen eine ziemliche Herausforderung sein kann.
An meinem ersten Arbeitstag war ich zudem nicht auf mich allein gestellt. Neben der koreanischen Köchin, die sehr gut Englisch sprechen konnte, war auch noch eine deutsche Kellnerin da. Sie war ebenfalls für Work & Travel in Südkorea und hatte für drei Monate in dem Restaurant gearbeitet. Da sie nun in eine andere Stadt ziehen wollte, war es ihr letzter Arbeitstag. Sie zeigte und erklärte mir alles und ließ mich bereits selber Bier zapfen und servieren. Sie hatte eine sehr angenehme Art mich einzuarbeiten.
Zudem war es ein sehr ruhiger Abend mit wenigen Besuchern. Ihre Eltern waren gerade in Korea und besuchten ihre Tochter an ihrem letzten Arbeitstag auf der Arbeit. Wenn gerade keine Besucher da waren, konnten wir uns zu ihnen setzten und selber etwas essen.
Der zweite Arbeitstag war dann leider nicht mehr ganz so entspannt. Es waren nur die Köchin und ich anwesend. Der Besitzer kam später am Abend dazu. Für einen Donnerstagabend war es erstaunlich voll. Die Köchin war davon selber erstaunt und hatte eigentlich geplant, mir in Ruhe ein paar Sachen zu erklären. Aber dazu hatten wir keine Zeit, da durchgängig neue Gäste kamen. Ich war teilweise ein bisschen überfordert, aber habe die Schicht doch erfolgreich beenden können. Mir ist zumindest kein großer Fehler unterlaufen und ich habe auch keinen Gast in der Hektik aus versehen mit Bier überschüttet.
Mittwochs und donnerstags musste ich sowohl die Bestellungen aufnehmen, das Bier zapfen, servieren, die Tische abräumen und die Gläser spülen. Freitags und samstags, wenn Daniel auch da war, übernahm er das Bierzapfen, was mir die Arbeit um einiges erleichtert hat.
Meine erste Arbeitswoche viel in die Woche von meinem Umzug. Leider musste ich lernen, dass in diesem Land die öffentlichen Verkehrsmittel um Mitternacht ihren Dienst einstellen – auch am Wochenende. Das war natürlich sehr ungünstig, wenn man bis Mitternacht arbeiten muss. Am Tag von meinem Umzug musste ich daher ein Taxi nach Hause nehmen. Da das Restaurant in der Innenstadt lag und meine Wohnung im Süden von Daegu liegt, durfte ich schlappe 13 Euro für die Fahrt bezahlen. Der Betrag liegt über dem, was ich sonst an einem Tag für Essen und Kaffee ausgebe und weit über meinem Stundenlohn. Insgesamt bin ich zweimal von der Arbeit mit dem Taxi nach Hause gefahren. Danach habe ich meinen Chef gefragt, ob ich grundsätzlich nur bis 11 Uhr arbeiten könnte. Das war zum Glück kein Problem. Ansonsten hätte ich nur Verlust gemacht.
Am Anfang der zweiten Arbeitswoche eröffnete mir mein Chef, dass er vergessen hätte, dass er ja noch eine weitere Kellnerin hätte. Daher bräuchte er mich nicht mehr. Er gab mir die Wahl, entweder gar nicht mehr zu arbeiten oder nur noch freitags und samstags. Davon war ich natürlich gar nicht begeistert und um ehrlich zu sein, war ich auch ein bisschen sauer. Mein erster Impuls war daher, die erste Option anzunehmen. Allerdings schwindet mein Erspartes hier in Korea doch schneller als erwartet und daher war ich auf das Geld angewiesen. Nach drei Tagen Bedenkzeit habe ich meinem Chef daher schließlich mitgeteilt, dass ich die zweite Option wähle. Für die letzten zwei Wochen im Juli habe ich daher nur noch an zwei Tagen pro Woche gearbeitet. Das war lustig als erwartet, da Daniel an den Tagen ebenfalls immer gearbeitet hat und es super entspannt war, mit der koreanische Kellnerin, die mein Chef vergessen hatte, zusammen zu arbeiten. Außerdem hatte ich dadurch die Möglichkeit, mehr Abende pro Woche in der Kirche zu verbringen.
Von meiner Zeit im Restaurant ist mir vor allem ein Abend in Erinnerung geblieben. Der Pub wurde von einer vierzigköpfigen Gruppe gemietet. Dabei handelte es sich um Koreaner, die ebenfalls die selbe Sprachschule wie ich besuchen, um dort Englisch zu lernen. Die Köchin meinte daher zu mir, dass ich die Leute ohne Probleme an diesem Abend auf Englisch ansprechen könnte. Das machte es für mich natürlich einfacher. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Leute, die eine Sprachschule zum Englischlernen besuchten, nicht wirklich Englisch sprechen wollten. Ich wurde auf jeden Fall fast ausschließlich auf Koreanisch angeredet und es wurde auch fast nur auf Koreanisch bestellt. Ich frage mich, warum so viele Koreaner anscheinend Angst davor haben, ihre Englischkenntnisse zu benutzen. Zwei bis drei Leute haben sich dann aber doch mit jedem Bier mehr Englisch zugetraut. Am Anfang wurde ich nur nach „Menu?“ gefragt. Nach dem dritten Bier war es dann schon „Menu, please!“. Und am Ende des Abends waren wir schließlich bei „Please, give me the menu!“ angelangt. Das hat den Abend dann doch sehr amüsant für mich gemacht. Zum Schluss hat sich einer der Gäste dann doch tatsächlich getraut, ein kurzes Gespräch auf Englisch mit mir und Daniel zu führen.
An einem anderen Abend hatten wir einen Gast da, der für mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Er freute sich, mal wieder seine Deutschkenntnisse anwenden zu können. Sein Deutsch war richtig gut und sehr gut zu verstehen.
Was mir auf der Arbeit ein bisschen mein deutsches Herz gebrochen hat, war, dass wir das Bier mit relativ wenig Schaum servieren mussten und manchmal sogar mit einem Strohhalm. Das hat am meisten weh getan. Wie man Bier mit einem Strohhalm trinken kann, werde ich in meinem Leben wahrscheinlich nie verstehen können.
Am Ende haben Daniel und ich tatsächlich unser Geld überwiesen bekommen. Genau rechtzeitig für mich, um meine Miete für diesen Monat bezahlen zu können.
Und damit liegt mein erster Job hier in Korea bereits hinter mir. Es war eine gute Erfahrung und hat meinen Wunsch erfüllt, mindestens einmal in meinem Leben in einem Restaurant gearbeitet zu haben.
Wie es für mich arbeitstechnisch in Korea weitergeht, erfahrt ihr dann in einem anderen Beitrag.
3 Gedanken zu „Bier mit Strohhalm“
Na, dann sage ich mal prost und viel Erfolg bei deinem nächsten Job.
Lieben Gruß Papa
Jetzt sind alle anderen Leser verwirrt, warum dein Post unter dem Namen „YamYamsWorld“ gepostet wurde 🙂
Sehr interessante Erfahrungen im Restaurant!
Ich habe ein mal gehört, dass die Asien oft probieren, richtig Englisch / Deutsch zu sprechen. I heard this story from a Chinese who is learning German in Germany. And she said, her classmates aus Italien oder Spanien können fließend Deutsch sprechen. Mit Fehlern natürlich, but they speak with confidence and they can deliver the information they want. Das ist aber schön.
Und viel Glück und Erfolg bei dem nächsten Job.
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