Fehlentscheidung (Teil 1)
Die Abstimmung vom letzten Beitrag hat ergeben, dass einige meiner Leser über die kulturellen Unterschiede lesen möchten (Kleiner Einwurf: Meine Familie hat erstaunlicherweise gar keine Meinung abgegeben. Was ist los mit euch? Seid ihr alle schreibfaul geworden? 😉 Ihr habt viel mehr geantwortet, als ich damals in den USA war.). Daher habe ich angefangen, den Beitrag zu schreiben und habe festgestellt, dass ich doch mehr Zeit brauche, um ihn auf die Füße zu stellen, als gedacht – zu mindestens wenn er gut und interessant werden soll. Damit ihr aber nicht zu lange auf einen Beitrag warten müsst, gibt es zwischendrin einen Beitrag zu einem anderen Thema.
Und zwar geht es um meine Job-Situation. Wie ihr ja bereits wisst, war mein Job im Restaurant auf einen Monat begrenzt. Ende Juli stand daher mal wieder die Jobsuche bei mir auf dem Programm. Aushilfsjobs findet man hier am besten online. Dafür gibt es extra Portale, auf denen man sich anmelden kann. Man erstellt seine Bewerbung auf der jeweiligen Seite und kann diese dann ganz unkompliziert direkt an Arbeitgeber verschicken, die auf der Suche nach neuen Angestellten sind. Das Portal, auf dem ich mich angemeldet hatte, hatte eine extra Suchfunktion für Ausländer, um Jobs zu finden. Die Suche konnte man zudem eingrenzen, indem man angab, wie viele Stunden man für wie viele Monate arbeiten möchte, in welcher Gegend man Arbeit sucht und in welchen Bereichen man arbeiten möchte.
Es hat ein paar Anläufe gebraucht, um die Filter so einzustellen, dass mir überhaupt Inserate angezeigt wurden. Das hat mir etwas die Hoffnung geraubt, ob ich überhaupt einen Job finden kann. Aber mit der Zeit habe ich festgestellt, dass der Filter einfach nicht der Beste ist. Wenn ich auf ein Inserat geklickt habe, wurden mir ähnliche Anzeigen aufgelistet, die vorher auf der Startseite nicht aufgetaucht sind, aber trotzdem auch für Ausländer galten. Dank der Übersetzungs-Funktion von Google Chrome war die Suche auf der koreanischen Internetseite auch nicht so zeitaufwendig wie befürchtet.
Zudem habe ich Hilfe von einer lieben Bekannten bekommen, mit der Tom und ich zusammen mit unserer Berg-Bekanntschaft damals den Ausflug ins Museum unternommen hatten (siehe: Ausflug in die koreanische Geschichte). Man könnte sagen, dass es Zufall war, dass sie mich genau zu dem Zeitpunkt angeschrieben hatte und gefragt hatte, wie es mit der Jobsuche aussieht. Aber ich glaube eher, dass es mal wieder Gott war, der sie mir für die Jobsuche an die Seite gestellt hat. Auf jeden Fall standen wir die ganze Zeit über KakaoTalk-Nachrichten in Kontakt. Sie hat ebenfalls online nach Jobs für mich gesucht und wir haben uns gegenseitig Anzeigen hin- und hergeschickt.
Eine Anzeige, die ich gefunden hatte, war für einen Aushilfsjob in einem Restaurant, das nur einen Kilometer von meinem Haus entfernt lag. Allerdings war in der Anzeige nur eine Telefonnummer hinterlegt. Meine Bekannte rief für mich dort an, aber leider war der Job bereits vergeben.
Eine weitere Anzeige war für einen Job in einem English Kids Café. Dort hätte ich wenigstens keine Problem mit meinen geringen Koreanisch-Kenntnissen. Zudem konnte ich meine Bewerbung online schicken. Meine Bekannte half mir, meiner Bewerbung, die übrigens auf Koreanisch ausgefüllt war, und der kurzen beigefügten Nachricht an den Arbeitgeber (die war allerdings auf Englisch 🙂 ) den letzten Feinschliff zu verpassen und schon hatte ich meine erste Bewerbung hier in Korea abgeschickt.
Ich entschied, dass ich für den Tag genug Zeit mit der Jobsuche verbracht hatte und machte mich daher wieder auf den Weg nach Hause. Ich hatte mich nämlich natürlich wohin für die Jobsuche am Laptop begeben? Richtig – in ein Café. 😀
Das gute an dem Portal ist, dass man benachrichtigt wird, wenn die Bewerbung vom Arbeitgeber gelesen wurde. Das war noch am gleichen Abend der Fall. Ich wartete also gespannt auf eine Reaktion. Die kam am darauffolgenden Tag (ein Freitag) in Form eines Anrufes vom Manager des English Kids Café. Ich war zu dem Zeitpunkt natürlich mal wieder in einem Café. 🙂 Wir haben kurz am Telefon miteinander geredet und danach hat er mir ein paar Fragen via KakaoTalk geschickt. Nachdem ich diese beantwortet hatte, lud er mich zu einem Vorstellungsgespräch am übernächsten Tag (mal wieder ein Sonntag) ein. Ich muss mich immer noch daran gewöhnen, dass solche Dinge in Korea um einiges schneller vonstattengehen als in Deutschland.
Tatsächlich tat sich noch eine weitere Jobmöglichkeit für mich auf, mit der ich gar nicht gerechnet hatte. Und zwar rief mich in der selben Woche meine Bergbekanntschaft P. an und teilte mir mit, dass er vielleicht einen Job für mich hätte und dass er gerne am Sonntag mit mir darüber reden möchte, wenn wir uns in der Kirche sehen würden. Am Sonntag stellte mich P. seiner Schwester vor, die Grundschullehrerin war und Englisch unterrichtete. Sie berichtete mir, dass eine Kollegin von ihr Kontakte zu privaten Englisch-Akademien besaß und mich vielleicht vermitteln könnte. Sie gab meine Kontaktdaten an die besagte Kollegin weiter und diese kontaktierte mich noch am selben Tag via KakaoTalk. Sie teilte mir mit, dass ich ein Vorstellungsgespräch bei einer dieser Akademien am folgenden Dienstag haben könnte. Ich sagte zu.
So hatte ich also auf einmal gleich zwei Vorstellungsgespräche innerhalb von wenigen Tagen. Ich machte mich am Sonntag frühzeitig zum Vorstellungsgespräch beim English Kids Café auf. Das Kids Café befindet sich in einer großen Shopping Mall direkt neben dem Hauptbahnhof von Daegu – ungefähr 50 Minuten mit der U-Bahn von meiner Wohnung entfernt. Ich war schon mehrmals in der Gegend gewesen und wusste, dass die Mall auf zwei Gebäude aufgeteilt war, die mit einer Art langen geschlossenen Fußgängerbrücke verbunden waren. Es stellte sich heraus, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, frühzeitig dorthin aufzubrechen. Ich habe mich nämlich total im Gebäude verlaufen und konnte irgendwann noch nicht einmal mehr einen Ausgang finden, außer indem ich zu meinem Ausgangspunkt zurückkehrte. Das lag vor allem daran, dass die Aufzüge nicht im Erdgeschoss hielten, sondern nur zwischen den oberen Etagen der Mall und den Parkebenen hin- und herfuhren. Ich habe aber schließlich doch meinen Weg zum English Kids Café gefunden, indem ich den vom Manager beschriebenen Weg außen um die Mall herum genommen habe und einen abgelegenen Nebeneingang zur Mall benutzt habe und einen Lastenaufzug nach oben genommen habe. Es stellte sich heraus, dass ich bei meinem Umherirren in der Mall gar nicht mal so weit von meinem Ziel entfernt gewesen war.
Bei dem Vorstellungsgespräch ging es mal wieder weniger um meine Qualifikationen und ob ich für den Job geeignet bin. Stattdessen wurde mir erklärt, wie es im English Kids Café zugeht und was von mir verlangt werden würde. Zudem wurde mir erzählt, dass bereits einige Europäer dort arbeiten würden und mir wurde eine kurze Führung durchs Café gegeben. Das English Kids Café hat übrigens nichts mit einem wirklichen Café zu tun. Man kann es sich mehr wie ein Kinderspielland vorstellen, die es bei uns zu Hause zum Beispiel in größeren Einkaufsläden wie IKEA und so gibt. Allerdings ist hier eine Membership notwendig, um dort seine Kinder für ein paar Stunden abzugeben.
Das Vorstellungsgespräch am Dienstag lief nicht ganz so reibungslos ab – es fand in dem Sinne nämlich gar nicht statt. Eigentlich war geplant gewesen, dass sich eine Mitarbeiterin von der Englisch-Akademie via Videoanruf um 14 Uhr bei mir melden würde. Das war nicht der Fall gewesen und ich wartete vergebens. Als ich ein paar Stunden später mal wieder in einem Café saß, um an einem Blogbeitrag zu schreiben (Oh Mann – ich bin echt viel in Cafés), meldete sich die Mitarbeiterin doch endlich bei mir. Ihre Chefin hatte vergessen, ihr mitzuteilen, dass sie das Job-Interview mit mir durchführen sollte. Wir telefonierten kurz via Videoanruf miteinander. Da es ihm Café aber doch etwas laut war und sie daher Probleme hatte, mich zu verstehen, einigten wir uns darauf, das Interview am nächsten Donnerstag in den Räumen der Akademie durchzuführen.
Die Englisch-Akademie befand sich zu Fuß gerade einmal zehn Minuten von meiner Wohnung entfernt. Bei dem Interview ging es wie bereits bei dem Vorstellungsgespräch am Sonntag weniger um meine Qualifikationen für den Job. Stattdessen wurde ich sehr viel über mein Visum gefragt und es wurden bereits Einzelheiten zum Vertrag verhandelt. Wirklich viel zu meinen möglichen Aufgaben wurde mir nicht mitgeteilt und ich habe leider auch nicht nach Einzelheiten gefragt.
Am Ende hatte ich also den Luxus, mich zwischen zwei Jobs entscheiden zu können. Es fühlte sich allerdings nicht wie Luxus an, sondern die Entscheidung stresste mich innerlich. Beide Jobs hatten nämlich ihre Vor- und Nachteile. Der Job beim English Kids Café hatte zwar eine relativ gute Bezahlung, allerdings auch eine flexible Anzahl an Stunden pro Woche. Dieser Job gab mir also nicht die Sicherheit, auf die Anzahl der Stunden zu kommen, die ich bräuchte, um meine Ausgaben hier in Korea zu decken. Zudem betrug der Arbeitsweg fast eine Stunde.
Der Job bei der Akademie war zu einem nahe an meinem Zuhause und versprach mir ein ziemlich gutes Festgehalt, allerdings würde ich mehr Stunden arbeiten als gedacht und ich hätte keine Flexibilität in meiner Arbeitszeit und keinen Urlaub. Zudem sollte ich in verschiedenen Schulen in ganz Daegu eingesetzt werden. Demnach hätte ich doch lange Arbeitswege an manchen Tagen.
Wie ich mich entschieden habe und warum es die falsche Entscheidung war, lest ihr dann im nächsten Beitrag. Der Beitrag ist nämlich mal wieder länger geworden als gedacht. Sorry, der Cliffhänger war wirklich nicht beabsichtigt. 🙂
2 Gedanken zu „Fehlentscheidung (Teil 1)“
Auch mir ist beim Lesen aufgefallen, dass du viel im Café bist. Anscheinend auch einer guter Ort um Kontakte und Gemeinschaft zu pflegen. Nicht, dass du noch zur Kaffeetante motierst.
Zu sehr nach Kaffee darf mein Getränk nicht schmecken. Daher mache ich mir eher weniger Sorgen, dass ich zur Kaffeetante mutieren könnte.
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