Alarm!

Alarm!

Gestern war ein verrückter und aufregender Tag, der im Großen und Ganzen doch ziemlich lustig war.
Ich durfte zehn Stunden durcharbeiten, da Claire keine Schule hatte. Der Grund dafür war ein Teacher-Work-Day. Die Amerikaner finden auch immer einen Grund, die Schule ausfallen zu lassen.
Mein Host Dad hat mich morgens gefragt, ob ich mit Claire etwas außerhalb des Hauses unternehmen könnte, da sie fast das gesamte Wochenende im Haus verbracht habe. Das war sowieso mein Plan, da ich mit ihr zu einem Spielplatz wollte, der etwas weiter weg liegt. Aber dieser Plan ist aufgrund des schlechten Wetters ins Wasser gefallen.
Claire wollte daher ins Museum und ich dachte mir, mit einem Kind dürfte das kein Stress sein. Ich habe also Lunch für uns eingepackt und los ging es zur Metro.

Ich weiß nicht, wo wir mehr Zeit verbracht haben – in der Metro oder im Museum? Als wir an der Metro ankamen, war der Bahnsteig total überfüllt. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, da es schon fast zehn Uhr war. Als der Zug endlich kam, sind wir nicht eingestiegen, da auch dieser überfüllt war. Ich wollte mich mit der Kleinen wirklich nicht in dieses Gedränge quetschen. Den nächsten Zug haben wir aus dem selben Grund nicht genommen.
Zehn Minuten später kam endlich ein Zug, den wir nehmen konnten. Wir fanden sogar Sitzplätze – zwar nicht nebeneinander, aber dafür gegenüberliegend. Wir waren glücklich darüber, endlich in der Metro zu sitzen und bald im Museum zu sein. Aber die Metro machte uns einen Strich durch die Rechnung.
An der dritten Station musste nämlich jeder Fahrgast den Zug verlassen und auf dem Bahnsteig auf den nächsten Zug warten. Als dieser endlich ankam, durften wir nicht einsteigen und er ist ohne Passagiere weiter gefahren.
In den nächsten Zug durften wir dann zum Glück einsteigen. Er ist aber nicht losgefahren und so saßen wir einfach nur dumm rum. Ich habe Claire auf den Schoß genommen, damit wenigstens noch ein weiterer Fahrgast sich hinsetzen konnte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ist der Zug endlich losgefahren und wir kamen doch noch am Museum an.

Bei dem Museum handelte es sich übrigens um das ‚Indian Museum‘. Man konnte also etwas über die Ureinwohner Amerikas lernen. Claire war schon ein Mal in diesem Museum und fand es total toll. Es stellte sich heraus, dass sie eigentlich nur die Spielecke toll fand 🙂 Und diese war gestern natürlich geschlossen. Also haben wir einen Rundgang durch die Ausstellungen gemacht.
In einer Ausstellung hingen nur Bilder. Auf dem Boden vor den Bildern war jeweils eine Linie, die einem mitteilte, wie nah man an ein Bild herantreten durfte. Ich erklärte das Claire und fügte noch hinzu, dass sie auf gar keinen Fall etwas anfassen dürfte. Bis kurz vorm Ende ging auch alles gut. Auf dem Weg aus der Ausstellung heraus hat Claire aber nicht darauf geachtet, wo sie lang läuft und hat dabei eine Linie überschritten. Augenblicklich ging im Ausstellungsraum ein Alarm los. Zum Glück befanden wir uns im Blickfeld des Security-Beamten und der hatte gesehen, dass nichts Schlimmes passiert war. Er stellte den Alarm ab und sicherte Claire zu, dass das Ganze nicht so schlimm sei.
Mir war die Situation einfach nur unheimlich peinlich. Jetzt weiß ich, was andere Leute damit meinen, wenn sie sagen, dass Kinder einen in peinliche Situationen bringen können.
Claire fand zum Glück ihre gute Laune schnell wieder, nachdem ich ihr noch einmal deutlich gemacht habe, dass das eben nicht gut war und sie darauf achten muss, wo sie lang läuft. Als Konsequenz musste sie die Rest der Zeit an meiner Hand bleiben. Ich wollte nicht noch einmal ein Risiko eingehen.

Zwischendurch haben wir unser Lunch, das aus Sandwichs, Karotten und Tomaten bestand, in der Museums-Cafeteria eingenommen. Claire hat mal wieder sehr langsam gegessen, da sie mehr damit beschäftigt war, die Leute um sich herum zu beobachten. Aber das war ok. Schließlich hatten wir Zeit.

Als wir einmal durchs ganze Museum gegangen sind, ging es wieder ab zur Metro-Station. Wir haben sofort unseren Zug erwischt, aber auch dieser Stand erstmal gefühlte Stunden am Bahnsteig ohne loszufahren. Der Grund dafür war, dass zwischen zwei Stationen nur ein Gleis befahren werden konnte aufgrund eines Kabelbrandes. Wir mussten also warten, bis vier Züge durch waren und dann erst konnten wir fahren.
Ich war einfach nur unglaublich müde und auch Claire hat ab und zu gegähnt. Am Wochenende wurde bei uns nämlich schon die Uhr umgestellt. Es ist also wieder dunkler am Morgen und das macht es schwerer, aus dem Bett zu kommen. Zu allem Übel haben wir momentan auch noch total graues Wetter, was die Situation nicht gerade verbessert.
Zu Hause hieß es daher ‚Ab ins Bett‘ für Claire. Sie wollte zwar keinen Mittagsschlaf halten, hat am Ende aber doch geschlafen.
Ich habe es mir im Wohnzimmer gemütlich gemacht und mir eine Folge ‚Game of Thrones‘ angeschaut. Es ist ein komisches Gefühl, diese Serie in einem Wohnzimmer vollgestopft mit Legos, Puppen, Stofftieren und anderen Spielsachen zu schauen 🙂

Um halb fünf ging es zu Claires Eishockey-Stunde. Sie hatte die erste Stunde letzte Woche verpasst, da sie krank war. Ich hatte also keine Ahnung, wo sie hin musste und wie ihre Lehrerin heißt. Am Tresen konnte ich zum Glück nachfragen. Das machte die Situation allerdings nicht leichter. Ich hatte schließlich immer noch keine Ahnung davon, wie die Stunde ablaufen würde und habe Claire daher aufs Eis geschickt, um sich der Lehrerin vorzustellen. Ihr war natürlich mulmig zumute und war total überfordert. Es war verständlich, dass sie angefangen hat zu weinen. Ich hätte zu diesem Zeitpunkt meinen Host Dad erwürgen können, der mich schließlich ins kalte Wasser geworfen hatte. Er hat mir überhaupt nicht erklärt, wie das Ganze abläuft. Das ging jetzt alles auf Claires Kosten. Irgendwann habe ich schließlich gecheckt, dass Claire zu einer dieser Türen muss, die aufs Eis führen. Dort würde sie ihre Gruppe finden.
Was war ich froh, als sie endlich bei ihrer Lehrerin auf dem Eis war und die Stunde anfing. Ella war überhaupt nicht glücklich, dass sie jetzt eine halbe Stunde auf ihre kleine Schwester warten musste. Darüber hat sie sich ausreichend beschwert. Ich habe ihr klar gemacht, dass es sonst immer Claire ist, die warten muss, wenn Ella Lacross, Hockey oder Schwimmen hat und das sie sich nicht beschwert. Ella hat daraufhin das Meckern eingestellt.
Nach einer halben Stunde ist mir eine strahlende Claire in die Arme gesprungen, so viel Spaß hat ihr die Eishockey-Stunde gemacht.

Das liebe ich an Claire. Sie versucht aus jeder Situation das beste zu machen und alles zu geben. Sie hat mit Tränen in den Augen die Stunde begonnen und mit einem Grinsen die Stunde beendet. Sie schafft es jedes Mal, die Menschen um sich herum zu einem Lächeln zu bringen.

P.S.: Ich habe gestern nach etwas gesucht und daher Ellas zweiten Kleiderschrank geöffnet, in dem nur die Boxen mit den Klamotten gelagert werden, die sie momentan nicht braucht. In dem Schrank lag dreckige Wäsche herum. Als ich Ella später danach fragte, meinte sie: „Du hast doch gesagt, dass ich meistens zu viel Wäsche habe. Da habe ich gedacht, ich mach dir ein bisschen weniger Wäsche!“ 🙂
Und ich habe mich schon gewundert, warum sie letzte Woche so mega wenig Klamotten in ihrem Wäschekorb hatte.

Ein Gedanke zu „Alarm!

  1. Hi Miri,

    ja, also das klingt alles richtig anstrengend!
    Ich glaube, ich hätte schon gar keine Lust mehr gehabt, ins Museum zu fahren 🙂

    Ich freue mich, dass es dir immer noch so gefällt!

    Alles Liebe,
    Nina

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