You’re such a nice Nanny!

You’re such a nice Nanny!

Entschuldigung, dass ich so lange nicht mehr geschrieben habe, aber mein Arbeitstag ist momentan immer der selbe. Ich frühstücke mit der Familie, dann sorge ich dafür, dass sich die Kinder anziehen und fertig machen. Anschließend bringe ich gemeinsam mit der Kleinen die Große zur Bushaltestelle. Den Vormittag verbringe ich meistens mit Claire auf dem Spielplatz – sie spielt und ich versuche irgendwie wach zu bleiben, da drei Stunden Sitzen ganz schön langweilig sein können. Zum Mittagessen geht es wieder nach Hause. Danach müssen wir Ella wieder von der Bushaltestelle abholen und zu Hause kriegt sie auch Mittagessen. Im Anschluss hält Claire meistens einen Mittagsschlaf und Ella muss während dessen sich ruhig in ihrem Zimmer beschäftigen. Zu guter Letzt geht es zum Pool. Ella hat ihre Swimming Class und ich bin mit Claire im Kinderpool.

Obwohl der Tagesablauf immer der selbe ist, ist doch jeder Tag etwas Besonderes – ausgemacht durch Kleinigkeiten. An dem einen Tag fällt Claire mit ihrem Roller hin – das ist nicht ganz so schön – an einem anderen Tag bekommt Ella ihre erste Auszeichnung für ihre Schwimmleistungen oder Claire schafft es das erste Mal, die Kletterwand auf dem Spielplatz zu bezwingen. Diese Momente machen den ganzen Tag aus.

Worüber sich jedes Au pair natürlich freut, sind die Liebesbekundungen der Kinder – I love you. Claire hat damit direkt schon an meinem ersten Tag angefangen. Sie sagt es mir auch jedes Mal vor ihrem Mittagsschlaf oder bevor sie ins Bett muss. Zwischen durch krieg ich immer Umarmungen von ihr oder ein Küsschen. Einmal waren wir am Schaukeln – wer mich kennt, weiß dass ich Schaukelverrückt bin – als sie zu mir meinte: „Ich vermiss mein altes Au pair, aber dich hab ich auch schon richtig lieb.“ Da geht einem doch das Herz auf. Ich erlaube ihr auch immer, ihren Scooter auf dem Spielplatz benutzen zu dürfen, was das alte Au pair wohl nicht immer gestattet hat. Daher standen wir eines schönes Tages in der Küche und sie sagte zu mir: „You’re such a nice Nanny!“ Darüber musste ich schmunzeln. Auch wegen der Tatsache, dass sie sich meinen Namen nicht merken kann. Deswegen bin ich meistens die New Nanny oder auch einfach nur Nanny. Langsam fängt sie aber auch an, meinen Spitznamen Yamyam zu benutzen.

Ella hingegen redet mich immer mit meinem richtigen Namen an. Die Amerikaner sprechen ihn aber noch einmal komplett anders aus und ich kann es leider nicht wiedergeben. Aber ich mag es. Ella ist nicht wie Claire und sagt mir nicht immer wie lieb sie mich hat. Daher freue ich mich umso mehr, wenn dann doch ein „Du bist zwar erst kurz unser neues Au pair, aber ich habe dich jetzt schon lieb“ kommt oder wenn sie aus dem Bus kommt und sich direkt an mich schmiegt.

Es gibt aber auch zwei Sachen, die mich richtig stören. Die eine Sache bringt mich manchmal richtig auf die Palme. Die Kinder essen immer mit den Fingern und sehen das Besteck eher als nettes Acessoire an, das komischerweise irgendwie auf ihrem Teller gelandet ist. Nach dem Essen kann ich dann meistens unter den Tisch kriechen und Essensreste aufkehren. Die andere Sache, die mich etwas weniger stört, ist, dass die jeden Tag ihre Klamotten wechseln. Ich weiß ja nicht, wie ihr das macht, aber ich zieh Sachen auch zweimal an. Amerikaner wohl nicht. Die wechseln sogar jeden Tag ihren Schlafanzug und benutzen jedesmal einen anderen Badeanzug, wenn es zum Pool geht. Ich fühl mich schon richtig unwohl, da ich nur einen Bikini dabei habe.

Gestern bin ich dann mal Lebensmittel einkaufen gegangen – für mich. Bei mir kommt der Heißhunger nämlich immer am späten Abend. Eine Mutter vom Busstop hatte mir erzählt, wo man gut einkaufen kann. Also bin ich zu Trader Joe’s gegangen. Die Auswahl war jetzt nicht riesig, aber ich glaub, die achten sehr auf die Qualität ihrer Produkte. Immerhin konnte ich mir endlich einen Süßigkeitenvorrat anlegen und Eis kaufen – und vernünftiges Brot. An dunklem Brot gab es aber keine Auswahl. Es gab nur Pumpernickel. Lustig war, als ich mir heute morgen mein Brot geschmiert habe und mich die Kleine gefragt hat, was das sei? Auf meine Antwort „Brot“ meint sie nur richtig ungläubig: „Aber das ist ja braun“. Da musste ich einfach nur lachen. Es gab sogar Rittersportschokolade zu kaufen – leider nur die kleinen Tafeln – die sind auch fast schon wieder leer.

Als ich heute mit den Kindern am Pool war, ist mir was Schreckliches passiert. Wir waren alle im großen Pool, als Ella meinte sie hätte Bauchschmerzen. Ich riet ihr eine Pause einzulegen. Sie ist also aus dem Pool raus und meinte zu mir, sie würde ihr Handtuch holen. Also dachte ich, sie setzt sich entweder dahin wo unsere Sachen lagen oder kommt zurück und setzt sich an den Poolrand. Zwei Minuten später ertönte der Pfiff zur „Break“. Das heißt, dass alle unter 16 Jahre für 15 Minuten aus dem Pool raus müssen. Da Ella nicht zurückgekommen war, ging ich zu unseren Sachen, aber da war sie auch nicht. Ich hab mit der Kleinen überall nach ihr gesucht und wurde immer ängstlicher, als wir sie nicht finden konnten. Das Host Child zu verlieren, ist mit das Schlimmste was einem Au pair passieren kann. Noch schlimmer ist natürlich, wenn das Host Child umkommt. Aber da am Pool zig Life Guards rum laufen, konnte ich mir sicher sein, dass sie wenigstens nicht irgendwo auf dem Grund eines Beckens lag. Auf einmal stand meine HM vor mir, die nach der Arbeit zum Pool gekommen war, damit ich „off“ gehen konnte. Ich hab sie gefragt, ob sie Ella gesehen hätte, was sie verneinte. Ihr Gesichtsausdruck ist natürlich sofort toternst geworden. Wir haben weiter gesucht und ich musste die ganze Zeit an die Horrorgeschichten von Orientation denken und daran, dass meine Familie mich jetzt bestimmt nach Hause schicken wird. Dann habe ich sie endlich auf einer Liege entdeckt. Mir ist ein Gebirge vom Herzen gefallen. Ich vermute mal, dass sie sich unter ihrem Handtuch zusammengerollt hatte, als wir vorher dort gesucht hatten. Um es kurz zu machen, sie hat den Ärger bekommen – nicht ich. Die Mutter hat ihr ins Gewissen geredet, dass es nicht geht, irgendwohin zu gehen, ohne einem Grown-up (Erwachsenen) Bescheid zu sagen. Meine HM war überhaupt nicht böse auf mich. Sie hat mir später zu Hause erzählt, dass ihr so was ähnliches mal mit Claire auf einem Spielplatz passiert sei. Andere Hostparents hätten vielleicht anders reagiert.

Ich bin Gott einfach nur unglaublich dankbar, dass alles gut ausgegangen ist!

2 Gedanken zu „You’re such a nice Nanny!

  1. Hi Miri!!

    Ja, das muss ja ein unglaublicher Schreck gewesen sein und ich bin so froh, dass alles gut gegangen ist und du eine so tolle Gastfamilie, in diesem Fall -mutter hast:)

    Hab dich lieb!
    Nina

  2. Hallo meine Große,
    auch mir ist beim Lesen fast das Herz stehen geblieben. Kann mir vorstellen, dass es der Mount Everest war, der da gefallen ist.
    Gutes Handeln deiner HM. Erst mal ruhig bleiben und suchen.
    Mach weiter so und sei bewahrt.
    Bin in Gedanken und Gebeten bei dir.
    Küsschen
    Mama

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