Erster Tag in Daegu
Als wir nach unserer kleinen Odyssee endlich am Hostel angekommen waren, gab es direkt die erste Überraschung – das Hostel war nicht das, was bei den Vorbereitungen von Seiten der Agentur angegeben war. Da ich mir die Fotos von dem eigentlichen Hostel im Vorfeld mehrfach angeschaut hatte, fiel mir der Unterschied schon direkt am Eingang auf. Zu dem Zeitpunkt dachte ich aber noch, dass wir vielleicht einfach einen Art Hintereingang genutzt hätten, der auf den Bildern nicht abgebildet gewesen war. Aber spätestens beim Betreten des Zimmers war der Unterschied klar.
Da es schon spät am Abend war, war die Rezeption nicht mehr besetzt und unsere Abholerin übernahm es, unsere Schlüssel aus dem für den Self-Check-In vorgesehenen Schließfach zu holen.
Danach setzte sie uns an einen Tisch im Aufenthaltsbereich und drückte uns zu den Schlüsseln auch noch unsere SIM-Karte und den dazugehörigen Papierkram in die Hand, um die Aktivierung der Karte zu beantragen. Wir mussten schon vor der Abreise einen Tarif auswählen und die Organisation vor Ort hat die SIM-Karte dann für uns bestellt. Unsere Abholerin erklärte uns, welche von den Seiten wir wie auszufüllen hatten und wie wir die Sachen anschließend online beim Betreiber einzureichen hatten. Sie gab uns jeweils einen Kuli in die Hand und erwartete wohl, dass wir das Formular sofort ausfüllen würde. Sie erwähnte noch, dass wir die für den Tag eigentlich geplante Einführung aufgrund der fortgeschrittenen Zeit auf Mittwoch verschieben würden und dann war sie auch schon weg.
Für Tom und mich war sofort klar, dass wir an dem Abend gar nichts mehr ausfüllen würden. Wir waren viel zu erschöpft. Wir entschieden also, dass wir uns lieber auf unsere Zimmer zurückziehen würden und uns erst am nächsten Tag über die SIM-Karten-Aktivierung Gedanken machen würden.
Während Tom sofort in sein Zimmer verschwand, das auf dem selben Stockwerk wie der Aufenthaltsbereich lag, kam ich nur ein paar Schritte weit. Der Grund dafür waren drei Mädchen, die an einem der Tische saßen und mich in ein Gespräch verwickelten. Es stellte sich heraus, dass sie auch an dem Work & Travel Programm teilnahmen und vor einem Monat angereist waren. Ich würde bei ihnen mit aufs Zimmer kommen.
Im letzten Monat waren – glaube ich – sieben Teilnehmer von dem Programm angereist. Eine Teilnehmerin ist direkt an dem Abend, an dem Tom und ich ankamen, weitergereist. Die restlichen sechs Teilnehmer würden aber erst am Sonntag weiterreisen. Das war großes Glück oder wahrscheinlich eher Gottes Führung für uns.
Denn noch am gleichen Abend wurde mir alles Wichtige im Hostel gezeigt und erklärt und ich habe sehr viele nützliche Informationen erhalten, die ich ohne die Gruppe wahrscheinlich so schnell nicht bekommen hätte. Dadurch hat sich das Schlafengehen natürlich verzögert, aber das war gar nicht mehr schlimm. Es hat Spaß gemacht, alles gezeigt zu bekommen und sich mit den Mädels zu unterhalten. Wir waren alle zusammen in einem etwas beengten Sechs-Bett-Zimmer untergebracht und vom Gefühl her hatte es ein bisschen etwas von Klassenfahrt. Zwischendrin war ich noch schnell duschen (in einer Gemeinschaftsdusche für alle Hostel-Bewohnerinnen) und gegen Mitternacht lag ich dann tatsächlich in meinem Bett und konnte endlich meine Äuglein nach der langen Reise schließen.
Der nächste Morgen ging erst einmal mit einem verspannten Nacken los. Nicht nur die Matratze ist hier ziemlich hart, sondern auch das Kopfkissen. Die Verspannung hat sich aber zum Glück schnell gelöst. Das war auch gut so, denn es lag ein voller Tag vor mir.
Der fing damit an, dass Sophie – eins der Mädels aus der Gruppe vom Vormonat – mir geholfen hat, den Papierkram für meine SIM-Karte auszufüllen. Mit ihrer Erfahrung ging das Ganze ratzfatz und im Handumdrehen war der Antrag online hochgeladen.
Danach ging es auf zu Sophies Lieblings-Bäcker in Daegu. Das Hostel bietet keinerlei Verpflegung und noch nicht einmal eine richtige Küche zum Selberkochen an. Daher heißt es fast immer, sich auswärts etwas zu Essen zu besorgen – morgens, mittags und abends. Tom und ich waren daher also dankbar für die Empfehlung und Sophie hatte wirklich nicht zu viel versprochen – die Zimtschnecke war richtig lecker.
Ich muss übrigens jedes mal an meinen ältesten Bruder denken, wenn ich zu diesem Bäcker gehe. Der Inhaber scheint nämlich ein Fan vom Radsport zu sein und daher hat er den Laden mit Fahrradtrikots dekoriert.
Gut gestärkt ging es dann auf eine Tour durch Daegu geführt von Sophie. Obwohl ich eigentlich einen guten Orientierungssinn habe, habe ich schnell aufgegeben, den Überblick zu behalten. Es ging durch Parks mit Tempeln drin, über einen großen Straßenmarkt, an Kirchen, einem Riesenrad und an einem beliebten Fotopunkt für Touristen einmal kreuz und quer durch die Stadt. Tom und ich haben die Tour sehr genossen, waren am Ende aber glaube ich ziemlich von den vielen Eindrücken erschlagen.
Erwähnenswert ist noch, dass wir uns auf dem Straßenmarkt Kimbap gekauft haben. Das ist sozusagen die koreanische Version zu Sushi, nur dass da nicht unbedingt roher Fisch drin ist, sondern zum Beispiel Thunfisch, Kimchi, Tofu oder einfach Gemüse.
An einem Ort hatten wir zudem die Möglichkeit, eine Postkarte selber mit Hilfe von Stempeln zu gestalten. Ich habe wohl leider zu wenig Farbe drauf gemacht, auf jeden Fall hat der Mann auf meiner Postkarte kein Gesicht.
Unten seht ihr ein paar Eindrücke von der Tour und dem ersten Tag in Daegu.
Es war ein sehr ereignisreicher erster Tag in Daegu gewesen und ich bin meinen Zimmergenossinnen und Julian, der natürlich auch mit zur Gruppe zählt, sehr dankbar, dass sie sich die Zeit genommen haben, uns alles zu zeigen, zu erklären und Tom und mir sogar eine Tour an ihrem letzten Tag in Daegu zu gegeben. Vielen lieben Dank!
Das hat uns den Start hier in Korea um einiges erleichtert. Und ich bin mir sicher, dass wenn wir alleine hätten raus finden müssen, wie die Dinge hier laufen, es um einiges schwieriger und überfordernder für uns gewesen wäre.
P.S.: Ich bin ein bisschen sehr im Rückstand mit den Blog-Beiträgen. In der Woche habe ich bereits so viel erlebt und komme irgendwie nie dazu, darüber zu schreiben. Entweder fehlte mir die Zeit oder eine stabile Internetverbindung. Aber ich hoffe, dass ich wenigstens zeitnah noch die wichtigsten Ereignisse in Blog-Beiträgen verpackt bekomme. An Inhalt fehlt es mir auf jeden Fall nicht.